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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 490

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
490 Xiii, Griechenland. Griechen.*) Alle aber, hauptsächlich in den Städten und Häsen, haben eine gewaltige unruhige Sucht, Politik zu treiben, sind daher schwer Zu regieren und haben durch ihre bisherigen Erfolge die Erwartungen ihrer abendländischen Freunde von friedlichem Fort- schritt und politischem Reifen sehr getäuscht, indem hierin selbst Serbien es den Hellenen znvorthat. § 441. G eschichtlich es. Griechenland, im I. 146 v. Chr. römisch geworden, genoß unter den Cäsaren einer langen Ruhe, bis es seit 267 erst die Goten, dann seit 500 Slaven verheerten. Die Byzantiner unterjochten und christianisierten diese seit 807. Dann aber drangen seit 1205 fränkische Ritter ein und gründeten kurzlebige Reiche; seit 1333 folgten Albanesen und bald auch die Türken. Die Venetianer eroberten 1685 den Peloponnes, verloren ihn aber 1718. Im I. 1821 brach der Aufstand aus, den der auf die Religion gegründete Geheimbund der Hetäria vorbereitet hatte. Von allen Frei- sinnigen in ganz Europa unterstützt, zuletzt auch von drei Großmächten anerkannt, führte er 1828 zu der Befreiung des Landes. Es erhielt 1832 den bayrischen Prinzen Otto zum Könige, der seit 1843 mit den Parteiuugen der Deputiertenkammer in stete Not ge- riet und 1862 in einem Aufstand das undankbare Land verließ. Seit 1863 herrscht der mit einer russischen Prinzessin vermählte Dänensohn Georg I., dem England 1864 die jonischen Inseln schenkte. Dem neuen Staate waren durch eine mächtige Schuldenlast der 3 Mächte die Adern unterbunden, wichtige Hauptbestandteile Griechenlands (Kreta, Samos, Thessalien) blieben von dem Reiche ausgeschlossen, und die natürlichen Hilfsquellen, die im Lande und Volke liegen, sind noch wenig entwickelt. Es fehlt an einer guten Gemeinde- Organisation; auch das alte Räubernnwesen der Klephthen ist kaum überwunden und lebt bei jedem Aufstande von nenem auf. An Priestern (5100) und Mönchen (Kalogero) herrscht großer Überfluß. Der arme Staat hat sich doch neuesten» zu Straßen- und Eisenbahnbauten entschlossen Griechenland hat auf seinen drei Gebieten — Festland (Thessalien und Hellas), M o r e a und den In s e ln —,2 Mill. E., worunter 300000 Albanesen (im N.-W. und bis in die Mitte, auch auf einigen Inseln :c.), 30000 Armenier, dann Wlachen, Bulgaren zc. Die gesetzgebende Gewalt teilt der König seit 1864 mit Einer Stände-Kammer. Die herrschende gr i e chisch-katholische Kirche, der in Zukunft auch der König angehören muß, hat eine zahlreiche, durch Landbesitz und Einfluß hervor- ragende Geistlichkeit unter 1 Metropoliten und 16 Erzbischöfen (ohne Thessalien), Klöster sind es noch 112. Die römisch-katholische Kirche hat 2 Erzbischöfe und ca. 12 000 Anhänger. Protestantische Missionen finden von Seiten der Geist- lichkeit großen Widerstand. — Die Inseln sind dem Festlande weit voran- geschritten, als Hauptsitz der mächtig aufstrebenden Schiffahrt und des meist blühenden Handels. Handelsflotte (1876) 5000 Seeschiffe von Million Tonnen; Flagge hellblau und weiß. Schiffsverkehr 1875: ausgelaufen 76000 Schiffe (darunter 10 000 Seeschiffe) von 4 Mill. Tonnen. Ausfuhr: Rosinen, Korinthen, Kokons. Feigen, Olivenöl, Tabak, Weine (süßer Malvasier?c., besonders von den Inseln, auch bittere Sorten). Aber die Einfuhr von Weizen (aus Odessa), Eisen und Fabrikaten bei der geringen eigenen Industrie betrug 1875 fast das Doppelte, etwa 145 Mill. Drachmen [1 Drachme — 72 deutsche Pfennig] gegen die Ausfuhr von 90 Mill. Fischerei bedeutend. Der Landhandel leidet durch fast völligen Mangel an Straßen; Land- und Seeräuberei gilt noch nicht für schändlich. — Staatsaus- gaben 1881 124 Mill. Dr., während die Einnahmen nur 50 Mill. betragen; Staatsschulden 490 Mill. Stehendes Heer 27 000 Mann; aber nur 15 Kriegs- schiffe mit 68 Geschützen. *) Viele Griechen sind des Handels wegen in den Handelsstädten der Türkei angesiedelt, ferner in Klein- asien, Ägypten, Italien, Rußland u. s. w.
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