1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Unterä'gypten. 691
großartige Hebung des Verkehrs, als einziger natürlicher Hafen des Landes wieder aus-
geblüht und eine fast europäische Stadt mit 166000 E. (1877), mit vielen Palästen und
großen Marineanstalten geworden. 1879 liefen 2200 Schiffe ein, die meisten von Eng-
5ig. 217. Die Umgebung von Alexandria.
land. Das englische Bombardement vom 11.—13. Juli 1882 durch Admiral Seymour
hat zusammen mit den Exzessen des ägyptischen Pöbels die Blüte der Stadt für lange
geknickt. 3 M. östlich davon erinnert das Dorf A b n k i r an Nelsons Sieg 1798. Es
folgen nach Osten Rosette (Raschid) an der Mündung des versandeten Nilarms,
15 000 E., und D a m i e t t e, 35 000 E., am östlichen Arm — nur 2 von den einstigen 7 er-
reichen noch das Meer, — in den letzten Kreuzzügen der viel umstrittene Schlüssel des
Landes, immer noch als Mittelpunkt der Reiskultur von Bedeutung. Im Innern des
Delta liegt Tanta, als Knotenpunkt der Eisenbahn aufgeblüht, 60000 E.; ebenso
S a g a s i g (40000 E.). Die Städte am Sueskanal sind schon (S. 683) genannt. — Haupt-
stadt ist jetzt Kairo (Kahira, die siegreiche), die größte afrikanische und arabische Stadt
(„Mutter der Welt") von 327000 E., nach Konstantinopel die bedeutendste des Morgen-
landest) Sie liegt am Anfang des unteren Nillandes, 1 St. vom Strom, da, wo die
beiden Bergzüge, die das Nilthal einschließen, mit einem Male zurückweichen, und das
Thal zur Tiefebene des Delta öffnen, am Fuße des 136 m hohen Dfchebel Mokattam,
und von einer Zitadelle beschirmt, in welcher der Pascha residiert. Hasenstadt am Nil ist
Bnlak. Umgeben von Wüsten, Gärten, Feldern und Palmenhainen hat Kairo wohl enge und
krumme Gassen (statt der Fenster Erker von dichtem Holzgitterwerk), jedoch auch große
Paläste und 400 herrliche Moscheen mit Minareten und reich verzierten Kuppeln, auch
viele europäische Gasthöfe, Fabriken, prächtige Bäder n. s. f.. und fast in allen Gassen
schöne Brunnenhäuser, fromme Stiftungen der Reichen. Kairo ist auch Zentrum des
Handels von ganz Nordafrika, daher das Gewühl und Gedränge, der Lärm und das
wilde Geschrei fast ärger tobt als in London. Kamelzüge mit breiten Lasten, flüchtige
Offiziere auf arabischen Pferden, sonstige Reiter ohne Zahl auf schnellen Mieteseln, Pack-
träger, Herden von Büffeln und Ochsen, ägyptische Bänkelsänger mit Pauken und gellenden
Pfeifen, Taschenspieler und Gaukler, Bärenführer, und dazwischen fromme Moslims
kauernd in ihren Koran vertieft, umgeben von Hunderten, die taktmäßig den Oberkörper
hin und her bewegen und unaufhörlich ihr: la Allah illa Allah! in Einem Tone singen
*) Die Hauptstadt des alten Ägyptens, Memphis, lag etwas weiter aufwärts am linken Ufer des Nil?
von ihren Ruinen ist wenig zu sehen, da die neue Stadt Kairo damit gebaut wurde. Nur die Totenstadt und
die Pyramiden (von Dschiseh) haben die Jahrtausende überdauerte