1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
716 Iv. Sudan.
Meer. — Den östlichen Teil des Sudan, wieder wesentlich Plateau, haben wir als
ägyptischen Sudan (S. 694) kennen gelernt. Nur das Gebiet von W a d a i ist
noch zu erwähnen, in dem sich das Hochland, im O. noch 1000 m hoch, zu der genannten
Depression niedersenkt. Östlich vom Tsadsee verliert die Gegend mehr und mehr den
Charakter tropischer Fülle und wird zur regenarmen Steppe.
Das Klima, so nahe am Äquator, ist heiß, und wenn der Wüstenwind,
der glühende Harmattan weht, wird die Hitze fast unerträglich. Doch auf dem
Gebirge herrscht meist frische gesunde Luft; an den flachen Küsten oft tödliche
Fieberhitze.
Der tropische P s l a n z e n w n ch s, den der Sudan mit den Landschaften bis zum
20° S. Br. teilt, gibt sich besonders in den Riesenbäumen unserer Erde kund, den
Adansonien (Baobab, ein Malvenbaum mit eßbaren Früchten), die überall an
Wohnplätzen wachsen; der Stamm erreicht mitunter einen Umfang von 20—25 m, die
Krone einen Durchmesser von 40 m; dann in baumähnlichen Wolssmilcharten, den Pracht-
vollsten Palmen, Baumwollbäumen u. s. f. Üppig sind die Waldungen von Tamarinden,
Mimosen, Eben-, Eiseuholz-, Weihrauch-, Gummi-, Kautschuk-, Butter- und einer Menge
anderer Bäume mit Kolosseu von Stämmen und Kronen, durch Schlingpflanzen von
Baumdicke undurchdringlich. Und welche Menge von Früchten! Palmnuß, Kokosnuß,
Schihnuß, Erdnuß, Kolanuß ?c. Der Westen ist dabei üppiger, namentlich waldreicher,
auf den Hochebenen breiten sich weitgedehnte Grassteppen (Savannen) aus, deren 4 m
hohe Gräser hie und da von wildem Wein durchrankt sind. Unter den Palmen ist die
wichtigste die Ölp alm e, deren Blattstiele zum Häuserbau dienen, deren Blätter Futter
für Schafe und Ziegen liefern, während der Saft den bekannten Palmwein gibt, deren
Öl endlich als wichtigster Handelsartikel Guineas zur Unterdrückung des Sklavenhandels
mitgewirkt hat. (Im Jahr 1876 führte allein das deutsche Reich 207000 Ctr. Ol im
Werte von 7450000 Mk., 565000 Ctr. Palmkerne im Wert von 678000 Mk. ein.) - Auf
den Hochebenen gibt es noch Elephanten, Nashörner, Löwen, dann Giraffen, Antilopen,
Strauße, wilde Esel, in den Flüssen Krokodile, Nilpferde, Fische; im Küstenland
Affen, Panther, eßbare Schnecken und Insekten, namentlich stechende und quälende, frei-
lieh auch herrliche Schmetterlinge.
Gebaut werden Negerhirse oder Dnrra, Mais und Reis, Bohnen und Linsen,
Uams und Pfeilwurzeln, Zwiebel und Gurkengewächse, Wassermelonen, Erdnüsse, roter
Pisang, Maniok, Bananen, Pfeffer; in den Küstenländern auch Zitronen, Orangen, Zucker-
rohr, Baumwolle, Tabak, Zimmt. Den Ackerbau haben die Weiber zu besorgen. Von
Dünger und von Pflug ist keine Rede. Wiesen fehlen; meist brennt man das hohe sonn-
verbrannte Gras ab, worauf rasch ein frisches Grün ausschießt, und zugleich die Luft
wieder gesünder wird. — Als Haustier hat das Kamel aufgehört, den 13. Grad über-
schreitet es so wenig als die Dattelpalme; doch zieht man im Hochlande Rinder, Schafe,
Ziegen, vortreffliche Esel und Pferde. — Ausgeführt wird hauptsächlich Palmöl, Gold,
Gummi, Elfenbein: auch Straußfedern, Leder, Indigo, prächtige Hölzer, Arzneistoffe,
Gewürze, Ränchwerk, Baumbutter, Wachs, Matten (Kaffee findet sich zwar durch den
ganzen Kontinent, kommt aber nicht für den Handel in Betracht). Die Gewerbe, be-
sonders Weberei, sind bei manchen Völkern von Bedeutung.
Z 574. Die westlichen Länder gehören zum Teil schon dem Islam an, so
I. Senegambien, das wohl 18 000 Q.--M. oder fast 1 Mill. qkm
große Stromgebiet.des etwa 250 M., 1850 km langen Senegal, des Gambia,
ca. 200 Ml., und des Rio Grande. Es ist einer der heißesten Striche der Erde durch den
fast achtmonatlichen Wüstenwind, im Tiefland mit furchtbaren Gewitterstürmen und
Überschwemmungen in der nassen, ungesunden Jahreszeit (Juni bis November). Der
Senegal bildet eine Grenze zwischen den nomadischen Mauren und Berbern im N.
und den ansäßigen Negerstämmen im S. Bei der großartigen Fruchtbarkeit dieses
Erdstrichs ist Anbau kaum Bedürfnis, weshalb die Eingebornen mehr Viehzucht und
Gewerbe treiben, jedoch ziemlich geordnete Staaten gebildet haben. Man findet drei