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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 814

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
814 Südamerika. reiche Singvögel, in den Pampas und Patagonien die Rhea-Strauße), auch in der Menge und Größe der Reptilien, wie Kaimans, Schildkröten, Land- und Wasserschlangen, Frösche, und in einer Unzahl von Fischen (allein im Amazonas 2000 Arten). § 638. In den Besitz von Südamerika haben sich zwei europäische Nationen beinahe völlig geteilt: die Spanier im N. und W., die Portugiesen im O. (Brasilien). Sie haben hier wie in Westindien Neger als Sklaven eingeführt, doch haben nun alle Staaten dieses Fluches sich entledigt; Brasilien, das die meisten besitzt, wird im I. 1900 nur freie Schwarze haben. Die große Masse aber der 28—29 Mill. E. von Südamerika besteht aus Mischlingen (S. 758). Nach einer neueren Schätzung wären anzunehmen: ö1/? Mill. Weiße, Sll2 Mill, Amerikaner (Indianer), 8^ Mill. Mischlinge aus Weißen und Amerikanern, 10 Mill. Neger, Mulatten u. s. w. Die Urbevölkerung, von derselben Rasse wie im Norden, ist hier in größerer Zahl vorhanden, und scheint, obgleich teilweise tiefer stehend, doch lebens- kräftiger. Freilich haben die Weißen sich hier in sehr geringer Anzahl eingefunden, und die Einwanderung aus Europa ist noch in ihren Anfängen, obgleich Boden und Klima der gemäßigten Erdstriche günstiger sind als in Nordamerika. Gibt es doch im Innern Brasiliens Stämme, zu denen bis in unsere Tage kein Europäer gedrungen war, die nicht einmal den Gebrauch des Eisens kannten. Andererseits haben sich die Pampasindianer und Patagouier, sowie die Feuerlünder ihre Selbständigkeit be- hauptet. Sodann sahen es die Spanier, verschieden von den energischen Sachsen, mehr auf Dieustbarmachuug der Indianer als auf Alleinbesitz des Bodens ab, be- drückten sie also mehr, ohne sie zu verdrängen, während andrerseits die Missionen hier größere Massen von Indianern vereinigten, als je im Norden. Immerhin sind unabsehbare Ländereien noch menschenleer. Deuuoch hat sich hier begeben, was in Nordamerika unerhört ist, daß auch Weiße, wie in Paraguay, einer Jndianersprache sich bedienen, und eine solche, das Guarani, weithin Verkehrssprache geworden ist. Ein großer Teil der Indianer bewohnt die weiten Waldungen. Da schweifen sie, in viele Stämme mit eigenen Sprachen zerteilt, auf Jagd und Fischfang umher, bringen aber ihr meistes Lebeu in Unthätigkeit und dumpfem Hinbrüten zu. Das Klima entledigt sie der Sorge sür Wohuuug und Kleidung; gegen die Ungeheuern Regenstürze schützt sie das dichte Blätterdach des Urwalds, Nahrung finden sie genugsam in dessen Früchten und Wurzeln, sowie in der zahlreichen Tierwelt, nnter der sie mit Giftpfeilen, oder mit Giftbolzen ans Blasrohren das Wild ihrer Wahl erlegen. Katholische Mis- sionare haben unter manchen dieser Völker lange gewirkt; namentlich haben Jesuiten mit Aufopferung und Hingebung unter den roten Stämmen Brasiliens ?c. gearbeitet; aber nach- dem der Orden aufgehoben worden, sind Kapellen und Bekehrungen meist wieder dem Urwalde anheimgefallen. Haben sie da und dort die Eingebornen an Ansäßigkeit gewöhnt, so nahmen sie ihnen doch den Rest von Energie durch die Vernichtung jeder selbständigen Lebensregung; man hat sie mehr abgerichtet als bekehrt. Weniger noch vermögen die Städte der Europäer an den Küsten und Strömen über den Indianer, außer daß sie ihn zum Trunk verleiten. Er bleibt in feinem Walde, pflanzt seinen Manioc, macht sich seine Pseile zurecht und jagt sein Wild, entzieht sich aber allem Verkehr. Auch uuter sich leben sie ziemlich ungesellig, außer es würde sie der dumpfe Ruf der Holzpauke aus den Wäldern zu einem Krieg aufjagen, den sie dann mit abscheulichen Festgelagen, wozu sie berauschende Getränke brauen, und mit furchtbaren Tänzen eröffnen und beschließen. Traurig eintönige Lieder, die sie mit den schwermütigen Tönen der Schilfflöte (Tain a) begleiten, ergreifen jedes Jndianerohr mit Zaubergewalt. Daß sie ein menschliches Herz haben, das für Liebe empfänglich ist, hat die evangelische Mission in Guayana gezeigt. — Doch haben ans dem Rücken der Anden, auf jenen kühlern freien Höhen, im Ange- gefichte der schneebedeckten Hochgebirge, lange vor der spanischen Eroberung indianische
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