1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
826 Iv. Peru.
gegend und ebeusoviele Chinesen. Deutsche Kolonisten und Kaufleute haben sich nur
gegen 2000 in Peru niedergelassen.
Nach den Sagen der Indianer war schon in der Urzeit Peru ein Kulturland, mit
großartigen Bauwerken (Reste davon bei Tiagnanuco am Titicaca); nach einer Periode
der Verwilderung trat unter den Aimara und Qnichna, etwa um 1040, ein Fremdling,
Manco Capac auf, der sich einen Sohn der Sonne nannte, aus vereinzelten noma-
dischen Stämmen auf den Hochflächen um den Titicacasee ein Volk bildete, und einen
Staat aufrichtete, dessen Grundlage der Sonnendienst war. Er, sowie seine Nachfolger,
die Inka (d. i. die Selbstherrscher), galten als sichtbare Vertreter der Gottheit, und
waren die alleinigen Besitzer des Bodens, der Gold- und Silbergruben, der Viehweiden
und Llamaherden, und ordneten den Staat genau nach sozialistischem System. Sie teilten
das Volk in Kasten, bauten Tempel, Paläste, Magazine, Straßen, Kanäle, Wasserleitungen,
Bäder, und regierten mit Milde und Klugheit, so daß nur Ein Glaube, Ein Gesetz und
Eine Sprache herrschten, und das Reich, das sie T a h u a n t i n s u y u nannten, „die nach
allen Weltgegenden ausgedehnte Herrschaft", das blühendste der Neuen Welt wurde. Sie
zivilisierten die roheu Volksstämme umher, und das Reich dehnte sich zuletzt von Quito
bis Chile aus und zählte 6 Mill. B. Besonders blühte der Ackerbau. Die Inka sorgten
väterlich, daß jedermann erhielt, was ihm Not war. Mehr aber konnte niemand er-
werben; auch mußte Jedermann arbeiten, selbst die Hochgestellten aus der Provinz mußten,
wenn sie sich nach Cuzco zu Hofe begaben, vor den Stadtthoren eine Last auf die Schulter
nehmen. Die Steuern wurden von den Inka festgestellt und mit Umsicht verteilt. Die
Läudereien einer Ortschaft waren in drei Teile gesondert: Sonnenäcker für den Tempel-
dienst und die Priesterschaft; Jnkafelder für den Hofstaat und Gemeindeäcker, deren Er-
trag amtlich nach Bedürfnis verteilt wurde, wie auch die Arbeit gemeinschaftlich und von
Beamten überwacht war. Die prächtigen Städte besaßen Handwerker und Künstler in
edlen Metallen, in Wolle, Haaren und Federn. Handel gab es kaum in einem so streng
geregelten Polizeistaate, wo die Regierung für alles sorgte, auch für die Märkte und Vor-
räte, und wo niemand ohne Erlaubnis verreisen durfte; auch war die Verbindung mit
den Nachbarvölkern verboten nud die Grenze streng bewacht. Farbige Knotenschnüre,
Qnipos, dienten zum Ersatz für die Schrift und erzeugten eine Klasse von Schriftgelehrten.
Die Leichen wurden zu Mumien einbalsamiert. So trafen die Spanier das Volk in
hohem Wohlstand und brachten nun Elend, Verwilderung und Entvölkerung über das-
selbe. Schnell sank jede Spur der vormaligen Regierung dahin, die Folge der über-
triebenen Bevormundung des Volks. Der letzte Inka, den Pizarro (1526—1533) des
Reichs und Lebens beraubte, war Atahualpa; und 1578 endete das Haus der Inka
durch ein Blutgericht. Noch bewundert man ihre Bauwerke, die Humboldt großartiger
fand als die Denkmäler Ägyptens; von der großen Jnkastraße, die durch fast 20 Breite-
grade über das Hochland zog und von prachtvoller Bauart war, mit Gasthäusern und
Burgen, ist noch ein Teil im Gebrauch. Eine der altperuanischen Sprachen, das Quichua,
ist auch unter den Europäern herrschende Umgangssprache geworden.
Nach vielen Aufständen der Indianer erhoben sich 1820 die Kreolen gegen Spanien
und errangen eine Unabhängigkeit (1821), die doch nur zur Anarchie führte. Umwälz-
nngen und Bürgerkriege zerstörten den Staatshaushalt und brachten Verwilderung und
Verarmung über das Land.
Seit 1879 ist Peru wegen der Salpeterminen in Antosagasta im Kriege mit
Chile, der 1881 zu Perus Ungunsten entschieden wurde, aber von einzelnen Partei-
gängern noch fortgesetzt wird. Die Chilenen verlangen die Abtretung von Tarapaca,
der südlichen Küstenprovinz mit wertvollen Salpeterlagern. Ihr Umfang beträgt
2300 Q.-M., 126 000qkm mit 42 000 E.; die Grenze Perus würde dann nur noch
den 19 ° S. Br. erreichen.
Peru verdanken wir die Fieberrinde, den pernvianischen Balsam, die Brech-
wurzel, die Alpaka :c. Einer der wichtigsten Ausfuhrartikel ist immer noch der
Guano (Fig. 257), der 1877 im Wert von 40 Mill. Mk. ausgeführt wurde; die übrige
Warenausfuhr betrug ohne salpetersaure Soda 125 Mill. M., die Einfuhr 100