1879 -
Grimma
: Gensel
- Autor: Oberländer, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Meeressluth vermag das Flußwasser zurückzustauen; dasselbe ent-
leert sich dann bei der Ebbe gleichzeitig mit dem in das Flußbett gedrängten
Meereswasser. Deshalb können hier die Flußablagerungen nicht ungestört
vor sich gehen. Dieselben häufen sich vielmehr zu unregelmäßigen Sand- und
Schlammbänken auf vor den sogenannten negativen Delta's oder offenen
Aestuarieu, welche durch das in die Flußmündungen eindringende Meer ge-
bildet werden. Fortwährend verändern sich diese „fliegenden Bänke" in ihrer
Lage und werden dadurch der Schifffahrt höchst gefährlich. (Mündungen der
Themse, Elbe, Weser, Giroude u. s. w.) Außerdem entstehen oft durch Brau-
dung und Strömung seewärts vor den Flußmündungen aus Dünensand und
Flußschlamm schmale Landzungen (die Nehrungen der Ostsee). Dadurch
werden die offenen Aestnarien zu ziemlich geschlossenen Fluthbecken umgestaltet.
Alle diese Ablagerungen verdanken ihren Ursprung einer eombinirten
Thätigkeit des Stromes und Meeres; man bezeichnet sie als slnviomarine
Bildungen. Die rein marinen Bildungen, soweit sie nicht zoogener Natur
sind, repräseutiren sich entweder als Strand- oder Ufer- (litorale)
Bildungen, insofern das grobe Geröll am Ufer liegen bleibt, oder als
Seichtmeer- (subpelagische) Bildungen, insofern Sand und Schlamm
durch die rücklausende Brandungsströmung von dem groben Gerölle abge-
schlemmt, weiter in's Meer geführt werden und daher entfernter vom Ufer
im Seichtwasser sich ablagern.
b. Die klimatische Wichtigkeit des Meeres zeigt sich schon darin,
daß an seiner Oberfläche ein fortwährender Verdampsnngsproceß vor sich
geht. Der Wasserdampf, den der Ocean in die Atmosphäre entsendet, ver-
dichtet sich in höheren Luftschichten zu Wolken, und so wird das Meer zur
großen Quelle der Regen.
Ebenso bedeutungsvoll aber ist der Einfluß des Meeres auf die T e m-
peratnr. Die Erwärmung geht während des Sommers über den Wasser-
flächen und den angrenzenden Küsten weit langsamer vor sich, als über dem
Festlande. Dagegen verliert das letztere im Winter durch Wärme-Ausstrah-
luug rasch seine Wärme, während größere Wasserflächen an ihrer Oberfläche
nur langsam erkalten und zwar sowohl wegen ihrer großen specisischen Wärme,
als auch deshalb, weil die erkalteten Schichten fortwährend zu Boden sinken
und dafür wärmere zur Oberfläche emporsteigen. Ueberdies ist auch die Luft
über großen Wasserflächen immer feucht und trübe, trocken und hell dagegen
über großen Festlandsstrecken. Daher ist die Temperatur der Luft über den
Oceanen und Küstenländern im Winter eine höhere, im Sommer eine nie-
drigere als diejenige der über Festländern schwebenden Atmosphäre, und es
gründet sich hierauf der schroffe Gegensatz, den das oceanische Klima (mit
kühlen Sommern und milden Wintern, überhaupt mit mehr gleichmäßiger
Temperatur) zu dem continentalen (mit heißen Sommern und strengen
Wintern) bildet. Vgl. England und Rußland.
Von besonderer Wichtigkeit sind außerdem die Meeresströmungen
als Regulatoren der Klimate auf unserer Erde. Sie tragen sehr zur
Ausgleichung derselben bei, indem sie entweder als Aequatorial-Strömungen
wärmeres Wasser an die Küsten kalter Länder oder als Polarströmungen
kaltes Wasser in wärmere Gegenden führen. So mildert der Golfstrom das
Klima an der ganzen West- und Nordküste von Europa, sowie an der Nord-
küste Asien's. Im stillen Ocean führt der japanische Strom den nördlichen
Breiten warmes Wasser zu, weshalb sich an den Ostküsten von Japan