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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 48

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 48 — sehr, und selbst wenn alle sich zurückgezogen zu haben schienen, konnte man sicher sein, sie durch die Behandlung eines kupfernen Kessels als Trommel von allen Seiten zu musikalischem Genüsse herbeischwimmen zu sehen. Giuseppe hatte leider nicht dasselbe harmlose Vergnügen an ihren Spielen, sondern sendete einem derselben eine Kugel in den mächtigen, aufgesperrten Rachen. Zum Tode getroffen, zog sich das arme Tier in das ferne Schilf des Wassers zurück, und die heitere Gesellschaft verschwand. Erst nach eingebrochener Nacht kamen die sonderbaren Ungeheuer ans Land, und ich wurde nicht müde, soweit es die Dunkelheit gestattete, diese Reste einer früheren Schöpfungs- Periode mit ihren langen, niedrigen, mächtigen Körpern und plumpen Köpfen zu beobachten, wie sie gleich vorweltlichen Schweinen auf der Wiese herumgrunzend ihrer Nahrung nachgingen und, aufgestört, mit einer bei ihren schwerfälligen Körpern und ihren kurzen Beinen fast unglaublichen Geschwindigkeit dem Wasser zueilten. Die Bewohner Ngigmis zögerten ihrerseits ebenfalls nicht, ihre Neugierde zu befriedigen. Besonders die Frauen kamen und gingen mit großer Regsamkeit und hatten bald einen lebhaften Markt in unseren! Lager geschaffen. Sie boten Hühner, Zwiebeln, getrocknete Fische, Milch, sowohl frische als säuerliche und eingedickte, Erdnüsse, schlechte Wassermelonen, Tabak, flüssige Butter, Baumwollsamen, Südknpfeffer, Duchn, Indigo u. dgl. feil, zu Preisen, die nach unseren Begriffen beispiellos billig, nach dortigen Verhältnissen ziemlich teuer waren. In Erwartung der Mahlzeiten und Gastgeschenke an Rindern und Schafen von feiten de$ Kazelma begnügten sich die Glieder der Karawane damit, ihrem Fleischbedürfnisse durch den Ankauf von Hühnern Rechnung zu tragen, von denen das Stück ein halbes Dutzend Glasperlen oder drei bis vier Nürnberger Stopfnadeln kostete. Die Männer waren von dunkler Hautfarbe verschiedener Intensität, die meist etwas ins Rötliche spielte, schlank und wohl gewachsen, und erinnerten mich durch ihre oft recht wohlgebildeten Gesichter vielfach an die Tubu-Physiognomien. Sie waren meist barhäuptig, trugen aber auch nicht selten ein Käppchen aus meist blaugefärbtem Baumwollstoff und kleideten sich in das gewöhnliche, aus dreifingerbreiten Streifen zu- sammengenähte Bornügewand, für das sie ebenfalls die dunkelblaue Jndigofärbung vorzuziehen schienen. Die Frauen waren schlank, doch von runderen Formen und weicheren Gesichtszügen als die Vertreterinnen des schönen Geschlechts in Tibesti, und ihre Hautfarbe hatte ebenfalls einen rötlichen Schimmer. Sie hatten die beiden oft erwähnten Schals um Schultern und Hüften geschlagen und trugen das Haar auf der Höhe des Kopfes in dünne, kurze Flechten geordnet, während die Schläfen und der größere Teil des Hinterhauptes sauber rasiert waren. Der Kazelma, welcher früher die höhere Stellung eines Chefs von Ngornu, der zweitgrößten Stadt des Reiches, inne gehabt hatte.
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