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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 121

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 121 — stapfen des Kaufmannes folgt gewöhnlich der Missionär. Doch soll von allen diesen Wahrheiten hier nicht weiter die Rede sein, sondern statt dessen gezeigt werden, inwiefern hochgeschätzte Erzeugnisse der Erd- räume die Verbreitung von Völkern und Sprachen beherrscht haben. Zuvor wollen wir nur erinnern, daß der Handel schon zu den Zeiten vorhanden war, bis zu denen wir die ältesten Spuren unseres Ge- schlechtes zu verfolgen vermögen. Durch Tausch allein können die Bewohner der Höhlen des Perigord zur Renntierzeit in den Besitz von Bergkristallen, atlantischen Muscheln und von Hörnern der polni- schen Saigaantilope gelangt sein. Wenn in alten Gräbern östlich vom Mississippi Obsidianscherben hin und wieder angetroffen werden, so gelangten sie an den Fundort durch Tausch entweder aus Mexiko oder vom Snake River, einem Nebengewässer des Columbia, westlich von den Felsengebirgen. Es wäre ganz irrig, wollten wir denken, daß der einzige Verkehr zwischen den sogenannten Rothäuten der Union in blutigen Fehden bestanden hätte. Handelsfahrzeuge befuhren die großen Ströme, und Durchgangsabgaben wurden von den Häuptlingen erhoben. In Südamerika bildete das Pfeilgift oder Curare, dessen Zubereitung nur wenige Horden verstanden, einen kostbaren Handelsgegenstand unter den Amazonasindianern, und die Anwohner des Napo mußten dreimonatige Bootfahrten unternehmen, um es sich zu verschaffen. Selbst wo nicht zünftige Hausierer die Länder durchzogen, wurde von Horde zu Horde Überfluß gegen Überfluß ausgetauscht, und es konnte dann die Kette dieses Verkehres einen ganzen Weltteil umspannen. Englische Waren, die in Mombas, also an der Ostseite Südafrikas abgesetzt worden waren, sind in Mogador, also an der Westküste Nord- afrikas wieder erkannt worden. Dürfen wir daher den Satz vertreten, daß zu allen Zeiten und von allen Bewohnern der Erde Handel getrieben worden ist, so erhalten neuere Weltbegebenheiten auch Wert für die dunkeln Zeiten der Völkerkunde. Als im Jahre 1492 drei spanische Segel atlantischen Fernen west- wärts entgegenstrebten, fand am 7. Oktober eine Art Kriegsrat zwischen den beiden Häuptern des Unternehmens, Christoval Colon und Martin Alonso Pinzon, an Bord der Santa Maria statt. Bis dahin war ein streng westlicher Kurs eingehalten worden, das Geschwader befand sich zwischen dem 25. und 26. Grad nördlicher Breite, und in vier oder fünf Tagen mußte es der Passatwind entweder nach der nördlichsten Bahamainsel oder nach Florida tragen. Der ältere Pinzon bestand jedoch darauf, den Kurs nach Südwesten zu richten, wofür er keine andern Gründe vorbringen konnte, als eine Eingebung seines Herzens. Aus Friedfertigkeit, nicht aus Überzeugung, ließ nun wirklich der Ent- decker der Neuen Welt die Richtung um ein Kreisachtel auf einige Tage ändern, und so geschah es, daß am 11. Oktober, einem Freitag, die Koralleninsel Guanahani in Sicht kam. Nun hat unser großer
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