1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: ,
- Hrsg.: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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an Silber und Gold doch noch viel ärmer ist als selbst Afrika. Nur die
Edelsteine Ceylons, sowie des späteren Golconda, die Perlenbänke im
Manaargolfe, im Persischen Meerbusen und im Roten Meere waren
keine Erdichtungen der Abendländer. Zu ihnen gesellten sich etliche
köstliche Gewürze und geschätzte Drogen. Äußerst folgenreich wirkte
nun die Tatsache der Pflanzengeschichte, daß gerade Gewürze, Arznei-
mittel und Wohlgerüche ein sehr beschränktes Verbreitungsgebiet besaßen.
Der Pfeffer, im kaufmännischen Range damals das vornehmste Gewürz,
war nur von der Malabarküste in Indien oder von der Insel Sumatra
zu holen. Die Muskatnüsse und ihre Blüten blieben noch auf die Inseln
der Banda-See beschränkt, und die Gewürznelken fanden sich sogar nur
auf fünf kleinen Jnselvulkanen vor der Insel Gilolo, den eigentlichen
Molukken. Ferner wurde und wird noch jetzt der echte Kampfer auf
zwei beschränkten Revieren, dem einen auf Sumatra, dem andern auf
Borneo gewonnen. Bis an das Ende des damaligen Erdkreises mußten
also die Portugiesen segeln, bevor sie die Ursprungsorte jener vegetabili-
schen Seltenheiten erreichten. Es mag beschämend erscheinen, daß es
solcher Lockmittel bedurfte, damit auf die Portugiesen die Holländer,
auf die Holländer Franzosen und Briten nach Südasien gezogen wurden,
allein immerhin war es für die Verbreitung der Kultur höchst günstig,
daß jene Schätze so eigensinnig verteilt, so spärlich vorhanden waren,
denn ohne sie wären die Europäer nicht oder noch nicht allgegenwärtig
auf dem Erdball geworden. Die Portugiesen finden wir überall an den
Ursprungsstätten der Gewürze, also auf der Westküste, nicht auf der
Ostküste Hindostans, auf den großen Marktplätzen der Malaien und
auf den Aromateninseln des äußersten asiatischen Ostens verbreitet.
Den Beweggrund zu ihrer Besiedelung Brasiliens erzählt der Name
dieses Reiches selbst. Der Papst hatte 1493 den Erdball geteilt zwischen
Spanien und Portugal, und unter die westliche Grenze des letztern oder
unter „den ersten Mittagskreis", wie man damals sagte, fiel noch ein
mächtiges Stück südamerikanischen Gebietes, welches nach der Entdeckung
und lange Zeit nachher das Land des heiligen Kreuzes hieß.
Brasilien aber oder das Land des Rotfärberholzes wurde es
genannt nach der wichtigsten und ersten Rimesse, die es heimsenden
konnte, denn daß hinter dem Küstengebirge Gold und Diamanten zu
erbeuten seien, blieb noch lange Zeit ein Geheimnis.
Afrika hat nach Australien immer als ein Stiefkind der Gesittungs-
geschichte gegolten. Karl Ritter erklärte die niedrige Stufe seiner Be-
wohner aus der geringen Entwicklung der Küsten im Verhältnis zu dem
äußerlichen Umfang. Wirklich ist es auffallend roh gegliedert, insofern
ihm Halbinseln fehlen und seine Golfe nur so schwächlich angedeutet
sind wie die Syrten oder nur aus einspringenden Winkeln bestehen
wie der Meerbusen von Guinea oder die Gestade des Roten Meeres mit
der Somaliküste. Aber selbst das Rote Meer ist der Segelschiffahrt so