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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 126

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 126 — schwer zugänglich, daß es unter den Verkehrsmitteln seiner Art auf einer sehr tiefen Stufe steht. Würden große Ströme, wie in Amerika der Mississippi oder der Amazonas oder die La-Plata-Geschwister, Afrika aufgeschlossen haben, so hätte die Zivilisation rascher in das Innere vordringen können, wie ja der Nil es beweist, dessen Gestade verklärt sind durch eine höchst reife, ja, wie wir noch immer vermuten dürfen, eine älteste Gesittung. Zu allen aufgezählten Hindernissen ge- sellte sich aber noch der Umstand, daß es fast völlig entblößt war von den wirksamen Lockmitteln für fremde Besiedelung. Gold findet sich nur in den O.uellengebieten des Senegal und Niger, sowie in etlichen Küstenflüssen des Meerbusens von Guinea, sonst aber in Ostafrika ehemals bei Sofala, sowie jetzt auf Gebieten des Kafirlandes, allent- halben jedoch nur in sehr spärlichen Mengen, so daß Afrika ohne gol- denes Vlies niemals Argonauten an sich gezogen hat, denn vergebens würden wir uns dort umsehen nach Ländern, die sich an Metallreichtum mit Peru, Mexiko, Kalifornien oder nur mit den Minas Geraes messen könnten. Daher sind auch bis heutigestags alle europäischen Nieder- lassungen der Portugiesen, Franzosen, Briten und der Niederländer in Afrika dürftig und bedeutungslos geblieben im Vergleich zu dem, was im benachbarten Südamerika sich zugetragen hat. Nur die Kaplande, zuerst als Zwischenplatz für die Indienfahrer, dann als Ackerbaukolonien, haben sich seit der Zeit der überseeischen Völkerwanderung günstig ent- wickelt. Ohne Metalle, ohne Gewürze, ohne Drogen, ohne irgendeine vegetabilische Seltenheit blieb Afrika verschont von Konquistadoren, aber auch unbeleckt von der Kultur und mußte europäischen Tand und europäische Berauschungsmittel drei Jahrhunderte lang, traurig genug, mit seinen eigenen Kindern bezahlen. Der Sklavenhandel wird daher zwar nicht gerechtfertigt, doch einigermaßen erklärt durch den Mangel einer großen Rimesse. Allein der Sklavenhandel führt wohl . von dem Innern an die Küste, er führt aber nicht eine höhere Ge- sittung von der Küste nach dem Innern. Endlich nach langen Zeit- räumen ist in unsern Tagen selbst für Afrika ein Lockmittel gefunden worden, welches in berechenbarer Zeit jenem Festlande seine lange be- wahrten Geheimnisse völlig entreißen wird. Es ist dies weder ein Erzeugnis des Stein-, noch des Pflanzenreiches, sondern es sind die Stoßzähne der Elefanten. Elfenbeinjäger durchschwärmen auf den Spuren Livingstones Südafrika nach allen Richtungen, und ihnen folgen dann Missionäre, Handelsleute und die ersten Ansiedler. Ferner ist alles, was westlich und östlich liegt vom Weißen Nil, entdeckt worden und wird alljährlich durchstreift von italienischen Elfenbeinjägern, die jedes Jahr immer tiefer vordringen müssen, weil sie hinter sich ausgeleerte Reviere zurücklassen. Wurden unsere bisherigen Beispiele aus der neuem Geschichte geschöpft, so könnten wir aus der alten noch anführen das frühe Auf-
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