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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 129

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 129 — Alfred Kirchhoff. Deutschland und sein Volk. Aus „Mensch und Erde. Skizzen von den Wechselbeziehungen zwischen beiden." Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. 31. Bändchen. Leipzig 1901, B. G. Teubner. Seite 113 bis 127. Zwischen Dänemark und Italien, Frankreich im Westen, Rußland und Ungarn im Osten liegt das Herzland Europas. Man könnte diesen ungefähr quadratischen Raum noch heute Deutschland nennen, denn deutsch ist die Hauptmasse seiner Bevölkerung, aus dem Schoß des mittelalterlichen Deutschen Reichs sind seine Staaten herausgewachsen. Weil aber seit 1871 dem jüngsten dieser Staaten, unserem neuen Deut- schen Reich, schon durch seine Verfassungsurkunde der traulicher, geo- graphischer klingende Name „Deutschland" als gleichbedeutender Name beigelegt wurde, so empfiehlt es sich wohl, jenes Herzland unseres Erdteils nur als Mitteleuropa zu bezeichnen. Physisch-geographisch dürfen wir Mitteleuropa kennzeichnen als die Abdachung vom westöstlich verlaufenden Hauptwall der Alpen zur Nord- und Ostsee, als ein Gebiet, dem Europas Adelszüge, Einheit in der Mannigfaltigkeit und Maßhalten ganz besonders zuteil geworden sind. Alle Bodenformen vereinigen sich hier in zonenweiser Lagerung: wir steigen von den firnbedeckten Jackenkämmen der Alpen hernieder auf die Hochflächen des Alpenvorlandes, wo die Gewässer wie in den Alpen im Westen schon dem Rhonegebiet, im Osten dem der Donau angehören, treten dann ein in die vielgestaltige Welt der Mittelgebirgs- landschaften mit Wasserabfluß nach allen Seiten, indessen doch zu- sammengehalten durch Zubehör ihres ganzen Flußnetzes allein zur Nord- und Ostsee, schließlich durchmessen wir das weite Tiefland mit seinen schiffbaren Strömen, unter denen der aus Gletscherwassern sich ent- spinnende Rhein der einzige ist, der alle vier Ionenstreifen miteinander verklammert, dem Westen Mitteleuropas eine ungleich bessere Ver- knüpfung spendend, als sie dem Osten nachgerühmt werden kann, wo außer der schmalen Elbpforte kein Strom Bresche gelegt hat in den Gebirgszug vom Fichtelgebirge bis zu den Karpathen, die Donau aber den geschichtlich so verhängnisvoll gewordenen Weg gen Osten weist. Die Abstufung des Bodens in der Richtung von den Alpen zur Küste gleicht die Temperatur von Süden und Norden aus; München z.b. hat eine Juliwärme gleich der von Königsberg. Im allgemeinen nimmt die Wärme wie in Europa überhaupt viel mehr von Südwesten nach Nord- osten ab. Die europäische Frostlinie des Januars zieht aus der Gegend der Elbmündung im Bogenlauf quer über den Main und die süddeutsche Donau nach Bosnien. Nur im Osten dieser Grenzscheide hat man also Weigeldt Lektüre zur Erdkunde. 9
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