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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 130

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 130 — anhaltenden Winterfrost, bleibende Schneedecke auch außerhalb der Gebirge. Am längsten und meisten wird der Boden in der Südwesthälfte Mitteleuropas erwärmt; dort finden wir neben Weizen- und Spelt- schon Maisbau; Schwalben und Störche treffen zuerst durch die bur- gundische Pforte in der Oberrheinischen Tiefebene ein; an Rhein und Neckar, Mosel und Main sehen wir unsere besten Weinlagen verteilt. In Ostpreußen verkürzt sich dagegen die warme Jahreszeit bereits so sehr, daß die Rotbuche wie aus dem nämlichen Grund in Rußland nicht mehr fortkommt. Glücklich beschirmt durch das südliche Hoch- gebirge gegen die nordafrikanisch heißtrockenen Sommer des Mittel- meerbeckens, wohnen wir auch den atlantischen Hauptquellen des euro- päischen Regens fem genug, um nicht eine Überfülle von Niederschlag zu empfangen wie die Westseite der britischen Inseln, und doch auch jenen wiederum nahe genug, um frei zu sein von der Steppendürre Südosteuropas. Mitteleuropa entrollt uns somit auch landschaftlich wie in seinem Wirtschaftsleben echt europäische Mannigfaltigkeit in seinen grünen Bergen und Tälern, auf seinen ebenen Fluren voll saftiger Weiden, fruchtbarer oder wenigstens den Bauernfleiß zur Genüge lohnender Felder, umfangreicher Laub- und Nadelholzwaldung. An Ertrag vom Getreidebau wie von der Viehzucht wird Europas Mittelland innerhalb unseres Erdteils allein durch Rußland ob seiner Raumgröße übertroffen, in Wein- und Obstsegen nähert es sich Frankreich und den sonnigen Südlanden, in seiner industriellen Betätigung steht es bloß noch hinter England zurück, seitdem es im 19. Jahrhundert mit immer gesteigerter Energie den Vorzug gründlicher ausbeuten lernte, daß es bei Anteilschaft an allen geologischen Formationen verfügt über ge- waltige Rohstoffmassen an Metall, Kohlen und Salzen; seine Küsten- linie mit trefflichen Häfen, namentlich den fast gänzlich eisfreien Nordseehäfen, sichert ihm die Osteuropa versagten ununterbrochenen Welthandelsbeziehungen durch Schiffahrt auf allen Ozeanen bis zu den fernsten Erdenwinkeln. Als ostfränkisches Reich löste sich Mitteleuropa staatlich aus dem Verband der Monarchie Karls des Großen heraus, die es so eng mit Frankreich verknüpft hatte. Seine Osthälfte war freilich nach der Völker- Wanderung an die nachrückenden Slawen verloren gegangen, wurde jedoch nachmals durch Zurückfluten des Deutschtums nach Osten zum größten Teil wiedergewonnen. Einem losen Bund der das westliche Mitteleuropa bewohnenden deutschen Stämme glich unser altes Reich, da es vom Sachsenherzog Heinrich nach dem Aussterben der Karolinger aus den ostfränkischen Trümmern organisiert ward. Es gliederte sich durchaus ethnographisch: dem niedersächsischen Kernstamm im Norden schlössen sich an die Thüringer und Hessen, die im Herzogtum Lothringen vereinigten Franken des nördlichen Rhein- und des Scheldegebiets, also die Bewohner der heutigen Rheinprovinz, Luxemburgs, Belgiens und
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