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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 165

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 165 — Was das Auge mit einem Blicke aus der Entfernung überschaut, ist räumlich weit voneinander geschieden; die einzelnen Zonen, in welche sich das Gebirge gliedert, sind derart gestellt, daß die folgende immer die vorhergehende überragt. Dieser streng regelmäßige Aufbau verleiht den Alpen im Süden des Deutschen Reiches eine ungemein einfache, klare Anordnung, aber indem das Gebirge sich mit seinen größten Höhen am weitesten von seinem Vorlande entfernt, und indem das letztere sich höher erhebt als irgendwo sonst in den Nachbargebieten, während die Gipfel den benachbarten der Schweiz an Höhe nachstehen, macht die Kette im Süden des Deutschen Reiches nicht jenen überaus großartigen Eindruck wie die Alpen der Schweiz. Aber die deutschen Alpen sehen geschlossener aus als ihre Schweizer Nachbarn; unmittel- bar treten sie an ihr Vorland, so daß sie hier einen scharf ausgesprochenen Fuß besitzen; es fehlt ihnen ferner die Gliederung durch große, tief einschneidende Täler, welche dem Blick ermöglichen, bis in das Herz der Schweizer Alpen einzudringen. Nur an drei Stellen wird die ge- samte Erhebung der deutschen Kalkalpen von Tälern durchbrochen, welche von den innersten Ketten des Gebirges kommen. Zwei derselben mar- kieren gerade ihr Ende, nämlich das Rhein- und Salzachtal, und nur eines nimmt genau ihre Mitte ein. Es ist dies jene Pforte, in welcher der Inn die Alpen verläßt. Deutlich spricht sich in diesen Verhältnissen die Tatsache aus, daß die Längsgliederung vor der Quergliederung überwiegt. In der Tat ist der Aufbau der einzelnen Gebirgsteile derart, daß einer parallel dem andern gelagert ist. Ein großer Zug von Längs- tälern trennt die zentralen Alpen von den Kalkalpen, und in diesen tritt wiederum die parallele Anordnung der einzelnen Glieder hervor, wenngleich auch hier neben den echten Quertälern auch Talzüge das ganze Gebirge queren. Zerstückelt und in einzelne Gruppen zerlegt ist nur die äußerste Zone des Gebirges, die der Flyschberge. Als geschlossene Mauer liegen die deutschen Alpen vor ihrem Vorlande, während sich die Schweizer Alpen durch zahlreiche große Täler gegen dasselbe öffnen. Dieser Gegensatz ist maßgebend für die historische Entwicklung geworden. Während die Schweizer Alpen mit ihrem Vorlande eine staatliche Gemeinschaft bilden, sind sowohl die deutschen Alpen als Tirol stets von ihrem bayrisch-schwäbischen Vorlande getrennt gewesen. Jahrhunderte haben an der Ausbildung einer politischen Grenze ge- arbeitet, welche schließlich die südliche des Deutschen Reiches geworden ist, und die in anthropogeographisch sehr lehrreicher Weise hin und her springt, sich aber nicht im geringsten um geographische Provinzen kümmert. Es sei daher gestattet, hier jenen ganzen Komplex des Ge- birges in die Betrachtung zu ziehen, welchem das deutsche Alpenland angehört, das sind die nördlichen oder deutschen Kalkalpen zwischen Rhein und Salzach. Dieselben bilden ein geschlossenes Ganze
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