1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: ,
- Hrsg.: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sondere Erzeugnisse der wilden Vegetation, wie die Knoppern, Süß-
holz, verschiedene Harze und sonstige Drogen liefert das Mittelmeer-
gebiet auf den Weltmarkt.
Die Grundlage der menschlichen Wirtschaft ist auch hier immer-
dar der Acker- und Gartenbau gewesen und geblieben. Nur in
der Zeit ihrer höchsten wirtschaftlichen Entwicklung ist in einigen antiken
Kulturländern zeitweilig der Ackerbau hinter Handel und Industrie
weit zurückgetreten, wie in Phönizien, einigen Landschaften Griechen-
lands und Italiens. Daß Griechenland und Italien in ihrer antiken
Blütezeit und ebenso heute wieder einer starken Zufuhr von Getreide
bedürfen, die im wesentlichen aus anderen Teilen des Mittelmeer-
gebietes, von den Ländern am Schwarzen Meer und aus Nordafrika
(jetzt auch Vorderasien) herbeigeschafft wurde und wird, spricht nicht
gegen die hohe Bedeutung der Landwirtschaft selbst in diesen Zeiten;
wenigstens heutzutage wird diese Zufuhr durch die Ausfuhr anderer
landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Wein, Ol, Südfrüchte usw.) bei beiden
Ländern reichlich aufgewogen. In den meisten anderen Mittelmeer-
ländern wird auch Getreide über den Bedarf erzeugt. Das Mittelmeer-
gebiet ist für die jetzige Weltwirtschaft ein Gebiet überwiegender land-
wirtschaftlicher Produktion. Die Viehzucht steht dagegen zurück; sie
dient im wesentlichen dem heimischen Bedarf und trägt nur einen
bescheidenen Teil zur Ausfuhr bei (Wolle, Häute, Honig u. dgl.).
Eine Charakterisierung der mediterranen Landwirtschaft, ihrer
Mittelstellung zwischen der Wüstenregion und Mitteleuropa, ist bereits
oben versucht worden. In der Wüste ist die ganze Kultur auf die
künstliche Bewässerung gegründet, am Mittelmeer ist diese nur für die
Sommerfrüchte, besonders für den Gartenbau notwendig; ihre Be-
deutung nimmt ab mit der Zunahme der Sommerregen; sie verschwindet
fast völlig in Mitteleuropa. Die Kunst der Bewässerung ist von den
Oasenländern des Orients ans Mittelmeer gebracht, neue originelle
Formen derselben sind hier nicht erfunden worden. Ebenso zeigt die
Verteilung des anbaufähigen Bodens, an Stelle der zusammenhängen-
den Gebreiten in unserem immer feuchten Gebiet, einen oasenhaften
Zug, der an die Wüste erinnert und sich im Laufe der Geschichte durch
die Bodenabspülung noch schärfer ausgeprägt hat. Der angebaute Boden
ist geringer an Ausdehnung als bei uns, aber meist von großer natür-
licher Fruchtbarkeit. Es komint dazu, daß das Klima vielfach mehrere
Ernten verschiedener Früchte auf einem Grundstück zu erzielen erlaubt.
Der Ertrag könnte noch bedeutend gesteigert werden, denn die Be-
arbeitung ist, mit Ausnahme der Gartenlandschaften und einzelner
übervölkerter Inseln, sehr extensiv; Düngung ist in manchen Ländern
unbekannt, in anderen ungenügend, schon wegen des Mangels an Mist.
Statt dessen wendet man höchstens eine Fruchtfolge, in vielen Ländern
nur die Brache an. In diesem uralten Kulturgebiet werden uralte