1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: ,
- Hrsg.: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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um so empfindlicher ist, als es auch an Holz fehlt und die Wasserkräfte
infolge ihrer Unbeständigkeit nur wenig verwertbar sind. Die kleinen
Steinkohlenbecken Nordspaniens, des Languedoc, des nördlichen Klein-
asiens, die geringwertigen Braunkohlen, die im Tertiär häufig auftreten
und hier und da, besonders am Agäischen Meer, ausgebeutet werden,
können nur einen kleinen Teil des Bedarfes, trotz dessen geringer Ent-
Wicklung, decken, und es findet daher eine starke Kohleneinfuhr aus
Westeuropa, besonders zur See aus England, statt.
Salz wird reichlich aus dein Meerwasser gewonnen. Schwefel
wird aus Sizilien, Bim stein und Traß von den Liparischen Inseln
und Santorin im großen ausgeführt. Von besonderer Bedeutung für
die Entwicklung der Kunst, heute auch als Welthandelsartikel, sind die
unübertroffenen Marmore Griechenlands und Italiens, und die
vielerlei sonstigen Bau- und Schmucksteine, welche die kristallinen und
metamorphischen Schichten verschiedener Mittelmeerländer darbieten.
Sehr folgenreich waren auch die Lager vortrefflichen Tones, die aus
der Zersetzung der vulkanischen und kristallinen Gesteine gebildet, sich
in verschiedenen Landschaften finden. Die hoch entwickelte keramische
Industrie Griechenlands und Italiens im Altertum lieferte damals
nicht nur die bewundernswürdigsten Kunstwerke, sondern auch Massen-
artikel für den Handel, die weit in die Barbarenländer verkauft wurden.
Diese Industrie ist nie ganz erloschen; wenn auch zeitweise tief verroht,
hat sie doch in den Fayencen Kleinasiens im Mittelalter, Italiens in
der Renaissance zu neuen Höhen sich aufgeschwungen, und während
die orientalische Töpferei auch heute nicht ohne eigenartigen Reiz ist,
hat sich in Italien neuerdings wieder eine bedeutende keramische Kunst
moderner Art entwickelt.
Keine andere Industrie ist so bodenständig, so an den Ort ge-
bunden, wie die Gewinnung und Verarbeitung nutzbarer Mineralien.
In früheren Zeiten, vor Einführung der Maschinen, war dagegen
der Gewerbfleiß eng mit dem Handel verbunden und von ihm ab-
hängig. Wo die dichteste und gebildetste Bevölkerung, daher die besten
und billigsten Arbeitskräfte zu Gebote standen, wo die Rohprodukte
in reichster Auswahl zusammenflössen, da konnte sich die Industrie
entwickeln, und das war in den großen Handelsstädten und ihrer
Umgebung. Die Handelsstädte und Handelsländer waren zugleich die
Sitze der Industrie. Selbst in der Metallverarbeitung finden wir be-
rühmte Handelsplätze sich auszeichnen, wie die phönizischen Städte,
wie Korinth und Delos u. a., in deren Nähe keineswegs hervorragende
Erzlagerstätten vorhanden waren. Noch beweglicher waren die Textil-
industriell, die mit der Verschiebung des Welthandels ebenfalls von
einem Mittelpunkte zum andern wanderten, von Vorderasien nach
Griechenland, von dort wieder nach Italien, nach Alexandrien, Anti-
ochien, Byzanz. Im späteren Mittelalter war vor allem Oberitalien