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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 193

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 193 — wie der größte Handelsmarkt, so auch das erste Industrieland der Welt. Mit der allmählichen Verschiebung des Weltmarktes und Welthandels nach dem nordwestlichen Europa zog sich auch die Industrie dahin; Flandern und Holland, dann Frankreich und England, zuletzt Deutsch- land wurden zu Industrieländern, während das Gewerbe am Mittelmeer immer mehr verfiel und verarmte. Diese Entwicklung wurde noch verschärft durch die Einführung der Maschinenkraft. Seitdem ist die Großindustrie an die Nähe der Kohle gebunden — es entstanden die gewaltigen modernen Jndustriebezirke in den Kohlenrevieren, vielfach seitwärts der Handelswege und Handelsstädte. Die Kohlen und die Wasserkräfte fehlen, wie gesagt, so gut wie ganz im Mittelmeergebiet, und damit fehlt die wichtigste Grundlage modernen Großgewerbes. Dazu kommt die relative Rückständigkeit der meisten neueren Mittelmeer- Völker gegenüber den Nordvölkern an Kapitalien, an wissenschaftlicher und technischer Bildung, an Unternehmungsgeist, Verkehrsmitteln u. dgl., eine Rückständigkeit, die durch jahrhundertelange Ausschaltung des Mittelmeeres aus dem großen Weltverkehr erklärlich genug ist. So ist das Mittelmeergebiet, im Altertum und Mittelalter das Industriegebiet schlechthin, in der Neuzeit zur überwiegenden Rohproduktion herab- gesunken, den nordischen Ländern ein willkommenes Absatzfeld ihrer Fabrikate, die es mit Südfrüchten, Wein und Ol, Drogen und Getreide, Eiern, Blumen, mit Rohseide, Rohwolle, Rohhäuten, Roherzen u. dgl. bezahlen muß. Aber doch nicht ganz ist die Industrie vom Mittelmeer geschwunden; in einigen Ländern hat sie sich aus der früheren Glanzzeit meist als Hausindustrie erhalten und hat, dank der von damals aufgehäuften Kapitalien, dank der zahlreichen und billigen Arbeitskräfte und der durch den Suezkanal und die Bahnverbindungen verbesserten Handels- läge in den letzten Jahrzehnten einen erneuten Aufschwung genommen, wobei dann naturgemäß die alte Hausindustrie meist im Fabrikbetrieb aufging. Vor allem ist es Oberitalien, das im Begriffe steht, trotz seines Kohlenmangels zu einem Industrieland ersten Ranges zu werden. Ihm kommen die reichlichen Wasserkräfte der Alpenflüsse zugute und nicht zum wenigsten die Tradition der Vergangenheit. An erster Stelle steht hier die Verarbeitung der einheimischen Rohseide, die Seiden- spinnerei und -Weberei, die Hutfabrikation u. a. in der Lombardei und Piemont, dann die Wollen- und Baumwollweberei, die für den Welt- markt zu liefern begonnen haben. Daneben ist die alte Glasindustrie in Venedig, die keramische in Piemont und Toskana, die neu auf- blühende Eisen- und Maschinenindustrie Liguriens, die altberühmte Gold- schmiedekunst und andere Kunstgewerbe, die Verarbeitung des Marmors, die Strohflechterei in Toskana zu bemerken. Ein zweites Industrie- gebiet — namentlich Textilwaren (Baumwolle) herstellend — ist Kata- lonien um das Zentrum Barcelona. Auch die Teppichknüpferei in Klein- Weigeldt, Lektüre zur Erdkunde. 1z
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