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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 196

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 196 — der Urproduktion und der Sammelwirtschaft der Eingeborenen beruht. Unter den auf diese Weise in den Handel gebrachten Rohstoffen des Urwaldes steht der Kautschuk obenan und stellt heute den wichtigsten Ausfuhrgegenstand Kameruns dar. Er wird ausschließlich aus wilden Beständen gewonnen, teils vom einheimischen Gummibaum Kickxia, teils von mehreren Arten von Gummilianen oder Landolphien, und zwar ist Südkamerun das Haupterzeugungsgebiet jenes vielbegehrten Milchsaftes. Aber die ursprünglich überreich vorhandenen Bestände sind durch die unvernünftige Ausrodung der kostbaren Pflanzen und durch die rücksichtslose Raubwirtschaft der Eingeborenen, die an den Ersatz des Zerstörten nicht denken, schon in vielen Bezirken vernichtet und so gut wie vollständig verschwunden. Sie teilen das Schicksal des Elfen- beins, das ein sinnloses Wegschießen der Elefanten veranlaßte. Wie die Einführung einer neuen Jagdverordnung und Neubestimmungen über die Elfenbeinausfuhr den fortschreitenden Rückgang des Elfenbein- Handels wohl kaum aufzuhalten vermögen, so muß auch mit einer weiteren Verminderung der Gummipflanzen gerechnet werden, trotz strenger Abwehrmaßnahmen der Regierung, trotz Einführung von Schonzeiten und trotz eingehender Belehrung der Eingeborenen über die zweckmäßigste Art der Anzapfung und Kautschukgewinnung. Während aber Elfenbein und Kautschuk so hochwertige Erzeugnisse sind, daß sie die teuern Frachtkosten aus dem Landinnern bis zur Küste tragen können, ohne dadurch unlohnend zu werden, gilt das nicht mehr von dem wahren und geradezu unerschöpflichen Reichtum unserer Kolonie, den Olpalmen. Sie kommen zu Millionen im gesamten Ur- Waldgürtel und auf dem Graslande vor, teils wild wachsend und in stattlichen Waldungen, teils in einer gewissen Halbkultur um die Dörfer herum gehalten und noch weiter Ausdehnung durch Anpflanzung fähig, weil ihr Anbau keine besonderen Schwierigkeiten bereitet und die Samen lange Zeit ihre Keimfähigkeit behalten. Nicht mit Unrecht hat man die Olpalme den Freund des Negers genannt, da sie ihm ebenso unentbehr- lich ist wie dem Südsee-Insulaner die Kokospalme und ihm seit dem Erlöschen des Sklavenhandels den wichtigsten Ausfuhrgegenstand ge- währt*). Allein nur der kleinste Teil der Ölfrüchte konnte bisher für *) Das Palmöl bietet dem Neger nicht bloß das bequemste Tauschmittel für den Erwerb fremder Erzeugnisse dar, sondern ist als Würze jeder Speise auch ein viel benutzter Beitrag zur Nahrung. Der dem Stamme durch Einschneiden abgewonnene Saft verwandelt sich in den vielgetrunkenen Palmwein, während Stamm und Blattstiele beim Hausbau Verwendung finden. Die Olpalme liefert in Kamerun jährlich 10 Fruchtbündel mit je 10 kg Früchten oder 600—800 Stück auf ein Fruchtbündel. Aus jedem Bündel gewinnt der Neger ungefähr 730 g Dl und iy2 kg Kerne, also im Zahre 7,3 kg Ol und 15 kg Kerne im Gesamtwerte von 7 Mark. Die Palmkerne enthalten noch ein feineres £>l als das Fruchtfleisch. Das Ol des letzteren wird ausgepreßt in Fässern aus Afrika verschickt, während die Palmkerne erst in Europa mit Maschinen ausgepreßt werden. Die Erträge
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