1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: ,
- Hrsg.: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Urproduktion und der Sammelwirtschaft der Eingeborenen beruht.
Unter den auf diese Weise in den Handel gebrachten Rohstoffen des
Urwaldes steht der Kautschuk obenan und stellt heute den wichtigsten
Ausfuhrgegenstand Kameruns dar. Er wird ausschließlich aus wilden
Beständen gewonnen, teils vom einheimischen Gummibaum Kickxia,
teils von mehreren Arten von Gummilianen oder Landolphien, und
zwar ist Südkamerun das Haupterzeugungsgebiet jenes vielbegehrten
Milchsaftes. Aber die ursprünglich überreich vorhandenen Bestände sind
durch die unvernünftige Ausrodung der kostbaren Pflanzen und durch
die rücksichtslose Raubwirtschaft der Eingeborenen, die an den Ersatz
des Zerstörten nicht denken, schon in vielen Bezirken vernichtet und so
gut wie vollständig verschwunden. Sie teilen das Schicksal des Elfen-
beins, das ein sinnloses Wegschießen der Elefanten veranlaßte. Wie
die Einführung einer neuen Jagdverordnung und Neubestimmungen
über die Elfenbeinausfuhr den fortschreitenden Rückgang des Elfenbein-
Handels wohl kaum aufzuhalten vermögen, so muß auch mit einer
weiteren Verminderung der Gummipflanzen gerechnet werden, trotz
strenger Abwehrmaßnahmen der Regierung, trotz Einführung von
Schonzeiten und trotz eingehender Belehrung der Eingeborenen über
die zweckmäßigste Art der Anzapfung und Kautschukgewinnung.
Während aber Elfenbein und Kautschuk so hochwertige Erzeugnisse
sind, daß sie die teuern Frachtkosten aus dem Landinnern bis zur Küste
tragen können, ohne dadurch unlohnend zu werden, gilt das nicht mehr
von dem wahren und geradezu unerschöpflichen Reichtum unserer
Kolonie, den Olpalmen. Sie kommen zu Millionen im gesamten Ur-
Waldgürtel und auf dem Graslande vor, teils wild wachsend und in
stattlichen Waldungen, teils in einer gewissen Halbkultur um die Dörfer
herum gehalten und noch weiter Ausdehnung durch Anpflanzung fähig,
weil ihr Anbau keine besonderen Schwierigkeiten bereitet und die Samen
lange Zeit ihre Keimfähigkeit behalten. Nicht mit Unrecht hat man die
Olpalme den Freund des Negers genannt, da sie ihm ebenso unentbehr-
lich ist wie dem Südsee-Insulaner die Kokospalme und ihm seit dem
Erlöschen des Sklavenhandels den wichtigsten Ausfuhrgegenstand ge-
währt*). Allein nur der kleinste Teil der Ölfrüchte konnte bisher für
*) Das Palmöl bietet dem Neger nicht bloß das bequemste Tauschmittel
für den Erwerb fremder Erzeugnisse dar, sondern ist als Würze jeder Speise auch
ein viel benutzter Beitrag zur Nahrung. Der dem Stamme durch Einschneiden
abgewonnene Saft verwandelt sich in den vielgetrunkenen Palmwein, während
Stamm und Blattstiele beim Hausbau Verwendung finden. Die Olpalme liefert
in Kamerun jährlich 10 Fruchtbündel mit je 10 kg Früchten oder 600—800 Stück
auf ein Fruchtbündel. Aus jedem Bündel gewinnt der Neger ungefähr 730 g Dl
und iy2 kg Kerne, also im Zahre 7,3 kg Ol und 15 kg Kerne im Gesamtwerte
von 7 Mark. Die Palmkerne enthalten noch ein feineres £>l als das Fruchtfleisch.
Das Ol des letzteren wird ausgepreßt in Fässern aus Afrika verschickt, während
die Palmkerne erst in Europa mit Maschinen ausgepreßt werden. Die Erträge