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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 197

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 197 — die Ausfuhr nutzbar gemacht werden, weil es an geeigneten Transport- Mitteln, insbesondere an billigen Wasserwegen fehlt und weil die Ol- fruchte als Massengüter bei dem kostspieligen Trägerverkehr nur einen kurzen Transport vertragen. Bei ihnen würde der Wert der Ware schon durch einen Weg von 100 Km Länge aufgezehrt werden, weshalb man die Palmkerne abseits der wenigen Wasserstraßen im allgemeinen bloß aus einer Entfernung von höchstens 50 Km zur Küste bringen kann*). In den darüber liegenden Gegenden verderben alljährlich Ölfrüchte in unzähligen Mengen, da sie auch von den Eingeborenen nur zum kleinsten Teile für den eigenen Bedarf aufgebraucht werden können. Erst die Schaffung moderner Verkehrsmittel würde den Palmkern- und Palmöl- Handel erheblich steigern, um so mehr, als auf dem Weltmarkt ständige Nachfrage nach Ölfrüchten für die Zwecke der Licht-, Parfüm-, Seifen- und Schmierölfabrikation vorhanden ist, während der Preßrückstand den als Kraftfutter für das Vieh geschätzten Palmkuchen liefert. Aber nicht allein der Urwald, sondern auch das Grashochland liefert mit seinen Reichtümern an Mais, Erdnüssen, Olpalmen und Vieh wertvolle wirtschaftliche Rohstoffe. Beim Vorhandensein einer Eisenbahn würden sie sicherlich einen lebhaften Handel hervorrufen, während bisher unser Hinterland und damit der weitaus größte Teil der Kolonie nur in verschwindend geringem Maße zur Ausfuhr bei- tragen kann, weil eben die Möglichkeit fehlt, Massengüter von dort mit Nutzen an die Küste zu bringen. Viehtransporte, die bei der hier herrschenden Fleischarmut so erwünscht wären, sind ausgeschlossen, weil die im Urwaldstiefland heimische Tsetse durch ihren Stich die Haus- tiere zum Eingehen bringt. Sie macht im Urwalde eine Viehwirtschaft größeren Stils unmöglich und trägt wohl auch die Hauptschuld an der Tierarmut jenes Gebietes. Erst wenn eine Bahn die Möglichkeit gibt, die von der Tsetse gefährdeten Strecken rasch zu durchfahren, wird beginnen mit dem sechsten Jahre, und mit 12 Iahren steht die Palme in voller Ertragsfähigkeit, die sie für 50—60 Jahre beibehält, ohne während dieser Zeit besonderer Pflege zu bedürfen. Die Olpalmenkultur kann also für den Einge- borenen sehr lohnend werden, zumal auf 1 ha Land gut 150 Palmen gehen, die einen Iahresertrag von 1050 Mark ergeben. Weit höher werden die Erträge, wenn man die ölreichere Abart der Ölpalme, die in Kamerun heimische Lisombe, einführt, deren Früchte durchschnittlich 8—10 g gegen 6—7 g der Früchte der ge- wohnlichen Olpalme wiegen. Im Bezirk Ebolowa hat man den Anbau der Öl- palme durch die Neger dadurch zu fördern gesucht, daß jedes Dorf 25 Palmen für jede Hütte nachweisen muß und daß für jedes neu gebaute Haus 50 weitere Palmen anzupflanzen sind. *) Auch die vorzüglichen Bau- und Nutzhölzer des Kameruner Urwaldes, unter denen namentlich das Rotholz als afrikanisches Mahagoni in Europa immer mehr Verwendung findet, können nicht eher mit Gewinn ausgebeutet werden, als bis ein moderner Transportweg den pfadlosen Urwald aufschließt. Unendliche Mengen wertvollen Holzes verfaulen heute unbenutzt.
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