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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 198

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 198 — der Rinderreichtum Adamauas, der jetzt nur etwas Vieh über die Binnengrenzen abgibt, auch unserer Küste Vorteil gewähren. Eine wichtige wirtschaftliche Frage, die heute die Industriestaaten der ganzen Welt beschäftigt, ist die Baumwollfrage, und auch hierfür kommt Kamerun nicht unwesentlich in Betracht. Das regenreiche Nr- waldstiefland ist allerdings dem Gedeihen jener hochgeschätzten Ge- spinstpflanze nicht günstig und schließt den Baumwollbau im großen aus. Dafür betreiben jedoch im gesamten Graslande bis zum Tsadsee, wo die klimatischen Verhältnisse viel zusagender sind, die Eingeborenen einen nicht unerheblichen Baumwollbau, dessen Erzeugnisse an Ort und Stelle für den eigenen Gebrauch verarbeitet werden. Weite Flächen von Deutsch-Bornu sind ein einziges großes Baumwollfeld. Diese Baumwolle ist allerdings für den europäischen Gebrauch nicht geeignet. Kulturversuche, die seit einiger Zeit an mehreren Stellen des Hoch- landes ausgeführt werden, haben jedoch den Nachweis erbracht, daß dort auch bessere Sorten gedeihen. Von dem erfolgreichen Ausgang dieser Versuche wird die Ausbreitung des Baumwollbaues im Hinter- lande abhängen, der freilich in dem weiträumigen Gebiete ohne die Voraussetzung geeigneter Transportmittel ebenfalls nicht denkbar ist. Die Einbürgerung hätte nach dem Vorbilde von Togo am besten in der Form der sogenannten Volks- oder Eingeborenenkultur zu erfolgen, deren Förderung um so mehr geboten ist, als Kamerun als echte Tropenkolonie niemals für eine stärkere Besiedelung durch europäische Ackerbauer in Frage kommen dürfte. Zwar scheint das Klima einiger Hochlandsgebiete die Einwanderung weißer Kolonisten nicht auszu- schließen. Eine Ackerbaukolonisation ist indes aus verschiedenen Gründen nicht denkbar. Vor allem beginnt die einheimische Bevölkerung sich seit dem Beginne friedlicherer Zeiten rascher zu vermehren und hat auch schon die besten Ländereien, die man ihr nicht ohne weiteres wegnehmen könnte, in eine sehr ausgedehnte Feldkultur genommen. Entscheidend für eine Besiedelung mit weißen Farmern ist ferner die Frage des Absatzes der gewonnenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, und hierfür ist die unerläßliche Vorbedingung wiederum das Vorhandensein einer Eisenbahn. Doch muß, wie in allen Tropenländern, so auch in Kamerun der Eingeborene selbst Eigentümer und Bewirtschafte seines Bodens bleiben und durch entsprechende Maßnahmen in die Lage gesetzt werden, größere Ausfuhrwerte zu schaffen, die ihrerseits wieder eine Steigerung der Einfuhr und damit ein allgemeines Wachsen des Handels unserer Kolonie nach sich ziehen würden. Jedenfalls muß für Kamerun eben- falls der Grundsatz gelten: Afrika den Afrikanern, die Afrikaner aber für uns! Neben der Urproduktion der Eingeborenen treten die Erzeugnisse der europäischen Pflanzungen heute noch weit zurück, wenngleich sie einen unverkennbaren Fortschritt zeigen und von Jahr zu Jahr wach-
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