1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: ,
- Hrsg.: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Verpflegungsverhältnisse, durch strenge Rechtsprechung und andere ge-
eignete Maßnahmen hat die Regierung eine vernünftige Behandlung
der Arbeiter sicher gestellt*).
Der rüstige Fortgang der Plantagenwirtschaft ist um so freudiger
zu begrüßen, als nutzbare Mineralien bisher nicht in abbauwürdiger
Menge gefunden wurden, wenn auch bei dem vorherrschend aus alten
kristallinischen Gesteinen bestehenden Aufbau Kameruns die Möglich-
keit von Erzlagern vorhanden ist. Im Hintergründe des Kamerun-
beckens wurden von der Kameruner Bergwerksgesellschaft umfangreiche
Bohrungen auf Petroleum angestellt, die jedoch kein nennenswertes
Ergebnis hatten und die Gesellschaft zur Einstellung ihrer Tätigkeit
veranlaßten. Zu besseren Erwartungen berechtigen die im Gebiete des
Croßflusses gemachten Glimmerfunde. Die hauptsächlich aus Sand-
steinen, bituminösen Schiefern und kalkigen Bänken bestehenden Schich-
ten jener Gegend enthalten wahrscheinlich auch Kohlen und Salzlager.
Denn bei Nssapke, Nssanakang und Benjan treten Solquellen mit
starkem Salzgehalt aus, die von den Eingeborenen schon lange zwar
sehr primitiv, aber mit Gewinn ausgebeutet werden. Endlich hat der
hohe Eisengehalt des weit verbreiteten Lateritbodens als wichtigste ein-
heimische Gewerbe die Eisengewinnung und das Schmiedehandwerk ent-
stehen lassen.
Aus diesem kurzen Überblick ergibt sich, daß die hauptsächlichsten
Ausfuhrgegenstände Kameruns der Reihe nach Kautschuk, Palmöl und
Palmkerne, Kakao, Elfenbein und in weitem Abstände Bau- und Nutz-
Hölzer sind. Diese Rohstoffe werden mit Ausnahme des pflanzungs-
mäßig gewonnenen Kakaos von den Eingeborenen raubbaumäßig aus-
gebeutet und größtenteils noch im Wege des Tauschhandels, neben dem
jedoch der Geldverkehr in langsamer, aber ständiger Zunahme begriffen
ist**)/ gegen europäische Fabrikate und Branntwein umgesetzt***). Alles
*) Um die Ernährung der schwarzen Arbeiter zu erleichtern, sind zwischen
den Kulturen der tropischen Nutzgewächse ausgedehnte Plantenhaine mit Hundert-
taufenden von Planten angelegt worden. Die Plante, in rohem Zustande schlecht
genießbar, ist gekocht, geröstet oder gebacken die hauptsächlichste Nahrungsgrundlage
des Negers, und ihr stattlicher Stamm mit seiner Fülle breiter, großer Blätter
dient zugleich für die heranwachsenden Kulturen als Schattenbaum.
**) In Adamaua und den Tsadseeländern sind die gebräuchlichsten Zahlungs-
mittel Kaurimuscheln und Marien Theresien-Taler. Die Einführung der letzteren
ist neuerdings verboten worden.
***) Die früher sehr starke Einfuhr von Buschgewehren und Handelspulver
zum Verkauf an die Schwarzen ist mit Rücksicht auf die Gefahren, die auch, un-
vollkommene Feuerwaffen — Vorderlader mit Steinschloß — in der Hand der
kriegerisch gesinnten Eingeborenen für die Europäer haben können, verboten, nach-
dem allein in dem Zeitraum von 1899—1905 nicht weniger als 246000 solcher
Gewehre ms Schutzgebiet gebracht worden waren. Dagegen werden trotz des
hohen Aolles und keineswegs niedriger Gebühren für Schanklizenzen noch sehr
beträchtliche Mengen geistiger Getränke zum Absatz an die Eingeborenen eingeführt.