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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 202

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 202 — in allem überwiegt der Handel in Kamerun den Pflanzungsbetrieb bei weitem, was auch daraus deutlich hervorgeht, daß (1908) 381 kauf- männische Angestellte 105 Pflanzern gegenüberstehen. Doch ist die Tätigkeit der größeren Firmen meist eine doppelte, indem sie sowohl Handel als Plantagenbau treiben. Der Gesamthandel der Kolonie, an dem zu 75 0/0 Deutschland beteiligt ist, während der Rest fast aus- schließlich auf England entfällt, wertete 1907 33187 965 Mark gegen noch nicht 9 Millionen Mark im Jahre 1893. Davon entfielen 17,3 Mil- lionen Mark auf die Einfuhr und 15,9 Millionen Mark auf die Aus- fuhr. Wenn der Außenhandel schon unter den bisherigen, recht primi- tiven Verkehrsverhältmssen einen solchen Aufschwung genommen hat, so ist eine noch viel stärkere Steigerung zu erhoffen, wenn Eisenbahnen zur Erschließung des größten, bisher überhaupt noch nicht ausgenutzten Teiles der Kolonie beitragen werden. Man darf bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Schutzgebietes auch nicht ver- gessen, daß die andauernd kriegerischen Zustände hemmend auf eine friedliche Entwicklung einwirken mußten und daß das wirklich in euro- päische Kultur genommene Gebiet erst einen Bruchteil Kameruns um- faßt. Aus diesem Grunde bedarf die Kolonie noch eines jährlichen Reichszuschusses, der zurzeit drei Siebentel der Verwaltungsausgaben zu decken hat. Würde man jedoch die Kosten für die Landesverteidigung, also insbesondere die Unterhaltung der Schutztruppe, als eine dem Reiche zufallende Last abziehen, so wäre die Kolonie nahezu in der Lage, ihre Ausgaben schon jetzt aus eigenen Mitteln bestreiten zu können. Die Grundbedingung für ein gedeihliches Fortschreiten Kameruns ist aber die Schaffung moderner Verkehrsmittel, ohne die jeder Ver- such zur wirtschaftlichen Nutzbarmachung des Hinterlandes bald eine Grenze findet. Heute vollzieht sich aller Lastentransport auf den Köpfen und Rücken von Trägern: eine schwerfällige, zeitraubende und trotz der an sich billigen Trägerlöhne kostspielige Beförderungsart, die überdies schwere Nachteile für das Wirtschaftsleben der Kolonie im Gefolge hat. Denn außer der zunehmenden Ausdehnung des Eisen- bahnbaues und Pflanzungsbetriebes hat auch die rege Entfaltung des Binnenhandels Tausende von Eingeborenen als Träger notwendig ge- macht und nimmt sie so vollständig in Anspruch, daß sie der eigenen Heimat auf kürzere oder längere Zeit verloren gehen. Die Einbürge- rung von Eingeborenenkulturen wird dadurch vielerorts unmöglich. Dazu kommt, daß namentlich im kautschukreichen, aber dünn besiedelten und entsprechend auch weniger stark in Feldbau genommenen Süden die Verpflegung der dort fast unaufhörlich aufeinanderfolgenden Kara- wanen auf große Schwierigkeiten stößt. Übergriffe, Bedrohungen und andere Mißstände waren unausbleiblich. Sie erzeugten im Verein mit der eine drückende Last darstellenden Verpflegung solcher Menschen- massen große Unzufriedenheit und haben 1908 die Einführung einer
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