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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 222

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 222 — felde, durch welches die Donau aus Deutschland der südosteuropäischen Halbinsel zustrebt, angezogen werden, also der den Nordrand der Halb- insel begleitenden Donau zustreben, Nischawa-Morawa, auf der andern Seite von den thrakischen, einer Fortsetzung des ägäischen Bruchgebiets, Maritza und Ergene. Diese wichtigste Verkehrslinie der ganzen südost- europäischen Halbinsel, die Konstantinopel mit Belgrad, dem Hydro- graphischen Mittelpunkte der ganzen mittleren Donau, verbindet, hat ungefähr in der Mitte zwischen beiden, um das in die rumelische Scholle eingesenkte, durch die Jskerschlucht quer durch den Balkan zur Donau entwässerte Becken von Sofia zu erreichen, zwei Gebirgsschwellen zu übersteigen, die eine zwischen Nischawa und Isker, die im letzten Kriege zwischen Serben und Bulgaren umkämpften Höhen von Dragoman und Sliwnitza, 726 m, die andere zwischen Isker und Maritza, der Paß von Vakarel 845 m hoch. Die alte römische Heerstraße, deren Pflaster, wenn auch von den Türken wiederhergestellt, man noch im 16. Jahr- hundert benutzte, war hier durch Mauer und Tor geschlossen. Der Pascha von Sofia hat dieses geschichtlich merkwürdige Denkmal, das von allen abendländischen Gesandtschaften erwähnt wird, 1835 ab- getragen. Nur ein kleines Tor mit einem Turme ist noch in dichtem Buchenwalde erhalten. Hier lag die Grenze zwischen Osten und Westen, zwischen Jlliricum und dem Orient. Auf dieser Diagonallinie haben sich die römischen Heere, die Heere der Kreuzfahrer und die türkischen Heere bewegt, welche gegen Ungarn und Mitteleuropa vorrückten. Wie schon die Römer sie durch Militärstationen gesichert hatten, so hatten die Türken an ihr Militärkolonien angelegt, mohamme- danische Inseln im unterworfenen christlichen Lande. Ihr folgt heute die große internationale Eisenbahnlinie Paris—konstantinopel, eine Linie, welcher heute aus dem Herzen Europas noch Südosten vor- dringend, deutsche Gesittung und deutscher Handel unaufhaltsam folgt, wie sich schon, abgesehen von den mindestens 21/2 Millionen Deutschen in Ungarn, in den starken, stetig wachsenden deutschen Kolonien in den Endpunkten Belgrad und Konstantinopel, wie in dem Zwischenpunkte Sofia ausgeprägt. Wie so auf diesem Landwege aller Verkehr, der aus dem Donaugebiete und Mitteleuropa nach dem Orient geht, Kon- stantinopel erreicht, so auch der Verkehr, der sich der Donau als Wasserstraße bedient. In Kleinasien setzt sich diese Südostlinie in gleicher Richtung über das allenthalben wegsame innere Hochland nach der Oasenstadt Konia und den kilikischen Toren fort, dem Über- bzw. Durchgänge durch den kilikischen Taurus nach Syrien und Mesopo- tamien: die Linie der durch deutschen Unternehmungsgeist gebauten sogenannten Bagdadbahn, die Ende 1904 bereits bis an den Gebirgs- wall des Taurus eröffnet ist, künftig der kürzeste Weg nach Indien. Konstantinopel wird so in nicht ferner Zukunft der wichtigste Punkt an einer der wichtigsten Linien des Schnellverkehrs werden.
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