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1. Lektüre zur Erdkunde - S. 228

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 228 — weithin mit wohlbewässerten Gärten gefüllt sind, dehnen sich die Ort- schaften um so weiter aus. Galata und Pera mit den heute völlig damit verwachsenen Vororten kommen an Ausdehnung und wohl auch an Einwohnerzahl Stambul gleich. Auch Skutari ist der Kern eines großen dicht besiedelten Wohnplatzes. Am oberen Bosporus sind Therapia und Bujukdere, fast als hätten sich an diesen herrlichen Buchten die Menschen vor Beginn des unwirtlichen Engtales gestaut, ansehnliche Städte. „Die ganze 20 km lange Strecke von Konstantinopel bis Bujukdere bildet eine einzige fortlaufende Stadt von Wohnungen und Lusthäusern, Kiosken, Moscheen, Springbrunnen, Bädern und Kaffee- Häusern. Die Gärten steigen in Terrassen empor und die mächtigen Zypressen der Begräbnisplätze krönen die Gipfel. Wenn man längs der Ufer einen Kai ausgeführt hätte, so würde dieser gewiß der schönste Spaziergang in der Welt sein. Die Reichen und Mächtigen haben aber ihre Häuser und Gärten dicht an und über dem Meere selbst haben wollen, und die schlecht gepflasterte Straße zieht sich oft durch elende Hütten, durch Torwege und zwischen hohen Mauern hin.... . Oft nimmt der Weg plötzlich eine Wendung, du stehst vor einer Moschee, neben einem Springbrunnen und unter mächtigen Platanen am klaren, plätschernden Strom des Bosporus ..... Und zehn Minuten weiter von dieser Szene des Lebens und Überflusses kannst du in eine weite, menschenleere Einöde treten. Du darfst nur auf die höchste Höhe hinauf- steigen, so liegt der thrakische Chersones, ein Hügelland, vor dir, auf welchem du kein Dorf, keinen Baum, kaum einen Weinberg, sondern nur einen steinigen Saumweg erblickst. Der Fluch einer schlechten, Hab- gierigen Verwaltung ruht auf diesen Fluren. — Wie ein mächtiger Strom windet die Meerenge sich durch lauter zusammenhängende Ort- schaften, zwischen Palästen, Moscheen, Kirchen, Schlössern hindurch, zwei Meere verbindend und zwei Weltteile trennend, sie bildet eigentlich die Hauptstraße von Konstantinopel, wenn man unter dieser Benennung das ganze Aggregat von Städten, Vorstädten und Ortschaften versteht, , in welchem 800 000 Menschen beisammen wohnen." So drückte sich Moltke schon vor mehr als 60 Jahren aus. Noch heute gilt die Schilde- rung im wesentlichen. Die Bevölkerung dieses Groß-Konstantinopel kann man heute auf etwas über 11/4 Millionen Köpfe schätzen, wovon mehr als 100 000 auf das asiatische Ufer kommen, ein Wachstum, das zwar gegenüber dem der übrigen Großstädte Europas als langsam, aber in einem in Verfall befindlichen Reiche bedeutungsvoll ist. Und die bunte Mischung der sich auch schon im physischen Typus und in den Trachten als überaus bunt zusammengesetzt erweisenden Bevölkerung kennzeichnet auch ihrerseits die Weltstadt und die Hauptstadt eines noch immer über drei Erdteile ausgedehnten Reichs. Die große Galata mit Stambul verbindende Brücke über das Goldene Horn, über die sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ein Strom von Menschen
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