1914 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Muckle, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Baden
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Schwarzwald.
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[teilten besteht der Sftimtfntihfteiu aus Sckickten. die verschieden hart und verschieden
widerstandsfähig gegen die Verwitterung sind. Harte Schichten im Gestein werden
sich also immer in den Berg-
formen durch Kanten und Vor-
fprünge, am Gipfel durch Bildung
kleiner Ebenheiten bemerkbar
machen. Ein vorzügliches Bei-
spiel dafür bildet die Horms-
grinde, die oben eben ist und
mit einer Kante in die seit-
lichen Gehänge übergeht1,
ssiehe das seitliche Profil der
Lenz-Urban'schen Kartell
4. Entstehung des Schwarzwaldes.
Mit den Vogesen verdankt der Schwarzwald seine Entstehung einer
Aufwölbung der Erdrinde und dem damit zusammenhängenden 'Zu-
sammenbrnch der Rheinebene.
Merke: Stehen gebliebene Berge, deren Umgebung
abgebrochen und eingesunken ist, nennt man Horste.
Der Schwarzwald ist nur auf der Westseite ein Horst; man nennt
ihn deshalb einen Halb- oder Keilhorst.
Einst muß das Gebirge noch viel höher gewesen sein als jetzt, und
es müssen noch mehr Gesteinsschichten auf ihm gelegen haben. Solche
nämlich, die man jetzt in der Rheinebene oder in den halb abgesunkenen
Schollen der Vorbergzoue antrifft: Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper
und Jura. Die Kräfte der Verwitterung und der Flußausuaguug haben
zusammengewirkt, jene Schichten zu zerstören und abzutragen, bis der
heutige Zustand erreicht war.
5. Das Klima und die Wasserverhältnisse.
1. Die weiten Ausgänge der nach der Rheinebene sich öffnenden
Täler habeu sast ebenso milde Temperaturen wie diese selbst. [Siehe
in der Tab. S. 10: Gengenbach, Psorzheim und Badens Je mehr man
aber im Gebirge in die Höhe steigt, desto kälter wird die Luft
und zwar macht das auf je 100 m etwa y2° aus. In den Lagen von
1000 m Höhe beträgt das Jahresmittel daher nur noch 5—6°. [In der
Tabelle die Orte Höchenschwand, Kniebis.^ Die Sommer sind in dieser
Höhe kurz und kühl, die Winter dauern von November bis Mai.
Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß es auf den Höhen wärmer ist als drunten
in der Rheinebene. Man nennt diese Erscheinung „Temperatnrnmkehr". Sie
entsteht an klaren, windstillen Tagen, besonders im Spätherbst und Winter, wenn
in den Niederungen der Rheinebene und der Täler die stehende Luft durch Ausstrahlung
sehr kalt geworden ist (Nebelbildnng!), während in höheren Lagen die Luft durch eiuen
in der freien Atmosphäre senkrecht herabgehenden Luftstrom, der nach unten durch Zu-
fammenpressnng eine höhere Temperatur erhält, erwärmt wird. (Kompressions-
wärme). Freunde des Wintersports wissen diese Erscheinung wohl zu schätzen.
1 Grinde bedeutet soviel als: langer Rücken (Kopf).