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1. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 4

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 4 — Herzogtums Braunschweig gehörte, so wäre dasselbe siebenmal so groß, als es wirklich ist. 3. Größe. Das Herzogtum Braunschweig umfaßt von den 540000 qkm des deutschen Reiches den 146. Teil und von den 55 Mill. Ew. des- selben den 122. Teil. Das Königreich Preußen ist 95mal so groß und hat 75mal so viel Einwohner als unser Land. Unter den 26 Staaten des deutschen Reiches nimmt Brauuschweig sowohl nach seiner Größe wie nach seiner Bevölkerung die 10. Stelle ein. Größer sind die 4 Königreiche Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen, das Reichsland Elsaß-Lothringen und die 4 Großherzogtümer Baden, Mecklenburg-Schweriu, Hessen und Oldenburg. Volkreicher ist außer den 8 zuerst genannten Staaten noch der Freistaat Hamburg. Dagegeu ist das Großherzogtum Oldenburg zwar größer, aber weniger bevölkert als das Herzogtum Braunschweig, und die Groß- Herzogtümer Sachsen-Weimar und Mecflenbnrg-Strelitz sind sowohl kleiner, als auch weniger bevölkert als unser Land. Unter den 5 Herzogtümern des deutschen Reiches ist Braunschweig das größte und bevölkertste. 8 2. Die Gegend an der Ohre und Aller. 1. Die Ohre entspringt am Südrande der Lüneburger Heide bei Ohrdorf in der Provinz Hannover und fließt in sö. Richtung durch den Drömling über C a l v ö r d e und Nenhaldensleben zur Elbe. Der Drömliug ist ein großer Landstrich zwischen Brome, Öbisfelde, Gardelegen und Calvörde, der ungefähr 30 km lang und 15 km breit ist. Da das Land hier eine muldenartige Senke bildet und die Ohre in ihrem Unterlaufe nur ein geringes Gefälle hatte, so überschwemmte sie zur Zeit der Schneeschmelze und nach heftigen Regengüssen die ganze Gegend. Hatte sich das Wässer ver- laufen, so blieben an den niedrigen Stellen zahlreiche Lachen und Tümpel zurück, aus welchen die höher gelegenen Landstriche (Hörste) gleich Inseln hervorragten. So bildete der Drömling Jahrhunderte laug eine nndnrch- dringliche Sumpfwilduis, die mit Eichen, Birken, Weiden, Erlen und Schilf bestanden war, und in welcher wilde Enten und Gänse, Kraniche, Reiher und Störche hausten. Die „Hörste" dienten teils zur Anlegung von Woh- nnngen, teils als Weideplätze sür die Kühe, welche durch die Lachen wateten, während ihnen der Hirt im Kahne folgte (Spreewald!). Das Holz konnte nur im Winter bei Frostwetter gefällt und abgefahren werden, und selbst dann brachen Pferde und Wagen oft noch ein und blieben im Schlamme stecken. In den Jahren 1778—1798 ließ die preußische Regie- rung in Gemeinschaft mit Hannover und Braunschweig das Ohrebruch ent- wässern. Die Ohre bekam eiu breiteres und tieferes Bett, so daß das Wasser schneller zur Elbe abfließen konnte. Außerdem wurden 55 Gräben angelegt, die das Wasser des Drömlings zur Ohre ableiteten, sodaß das Sumpfland trocken gelegt wurde. Auf diese Weise wurden 45 000 ha, Acker- land und Wiesen gewonnen, die der Staat den Bauern aus den benach-
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