1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
- 13 —
Urteil über den Angeklagten zu schöpfen (schaffen). Weil die Schoppen, die
an dieser Gerichtsstätte zusammenkamen, oftmals recht einfältige Urteils-
sprüche gefällt haben sollen, über welche die Leute lachten, so spricht man
von den wunderlichen „Schöppenstedter Streichen". Andere deuten den
Namen Schöppenstedt als Schiffsstätte, weil die Altenau ehemals zwischen
Schöppenstedt und Dettum einen See gebildet haben soll, über den man
in kleinen Schiffen hinüberfuhr. Daher zeigt das Wappen der Stadt einen
Löwen, der aufrecht in einem Schiffe steht. Das Dorf Küblingen bei
Schöppenstedt hat eine merkwürdige Kirche. Dieselbe besteht nämlich aus
2 Flügeln, die im rechten Winkel zusammenstoßen. In diesem Winkel steht
der Altar, und darüber befindet sich die Kanzel. Da nun die Männer in
dem einen, die Frauen aber in dem andern Flügel sitzen, so können beide
wohl den Prediger, nicht aber sich gegenseitig sehen. Im Mittelalter
pilgerten viele Leute nach Küblingen, weil sie meinten, ein an der dortigen Kirche
befindliches Steinbild der Juugsrau Maria könne Wunder thun und Kranke
gesund machen. Zu Kneitlingen bei Schöppenstedt soll der lustige Spaß-
macker Till Eulenspiegel geboren sein, und in Mölln bei Lauenburg soll
er i. I. 1350 gestorben und im Sarge aufrecht stehend begraben sein.
6. Das große Bruch breitet sich zwischen Elm, Asse, Huy und
Fallstein aus. Es erstreckt sich von Hornburg a. d. Ilse bis Oschersleben
a. d. Bode und ist ungefähr 45 km lang und 2—3 km breit. Dasselbe ist
dadurch entstanden, daß die Gewässer (Soltau, Missau, Hessenau) der be-
nachbarten Höhenzüge sich in dieser Mulde ansammelten, ohne einen Abfluß
zu finden. Da das Bruch brauufchweigisches und halberstädtisches Gebiet
durchzieht, so vereinigte sich Herzog Heinrich d. I. von Braunschweig mit
dem Bischof Albrecht V. von Halberstadt ums Jahr 1540, um den Sumpf
entwässern zu lassen. Es wurde ein „großer Graben" mit zahlreichen
Seitengräben angelegt, welche das Wasser des Bruches zur Bode und
Ilse ableiteten. Unter Herzog Heinrich Julius von Braunschweig, der zu-
gleich Bischof von Halberstadt war, wurde das Werk um das Jahr 1600
vollendet, fodaß er die Steine zum Bau feines Schlosses in Gröningen
a. d. Bode vom Fallstein auf Kähnen dorthin bringen lassen konnte.
(Schiffsgraben!). Auf diese Weise ist der ehemalige Sumpf in fruchtbaren
Ackerboden und grasreiches Wiesenland verwandelt. Durch das Bruch
führen drei Hauptstraßen, nämlich der Neue Damm bei Neu-Wegersleben,
der Kiebitzdamm bei Jerxheim und der Heffendamm zwischen Gr.
W i n n i g st ed t und Hessen. In M a t t ie r z o l l bei Gr. Winnigstedt
mußten die Fuhrleute ehemals einen Matthiasgroschen (4 Pf.) Wegegeld be-
zahlen, wenn sie über den Hessendamm (Heerstraße von Braunschweig nach
Halberstadt) fuhren. Das Schloß in H e f f e n am Fallstein wurde im Mittel-
alter von brauuschweigischen Fürsten bewohnt. In dem Schloßgarten daselbst
wurden zur Zeit des Herzogs Julius ('s 1589) die ersten Kartoffeln in
unserm Lande in 5 Blumentöpfen gezogen. Jerxheim am Heesberge ist
t