1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Schlosses ansiedelten. Herzog Heinrich t>. Ä. ließ diese Ansiedelung um das
Jahr 1500 mit Mauern und Gräben umgeben und nannte sie „Damm-
s e st u u g". Unter seinem Sohne Heinrich d. I. (1514—1568) entstand
die Schloßfreiheit, deren Bewohner unter dem fürstlichen Gerichte im
Schlosse standen und von der Gerichtsbarkeit des Stadtmagistrats frei waren.
1542 wurde Wolfenbüttel von dem Heere des Schmalkaldischen Bundes unter
dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und dem Landgrafen Philipp
von Hessen erobert, und der katholische Herzog Heinrich d. I. wurde
aus seinem Lande vertrieben. Als er 1547 wieder zurückkehrte, gründete er
die Neustadt, die später Heinrichstadt genannt wurde. Herzog Julius
(1568—1589) gründete die Juliusfriedensstadt sowie das Gotteslager, das
jetzt Juliusstadt genannt wird. Um der Stadt Braunschweig, die den Her-
zögen nicht gehorchen wollte, zu schaden, sollte dus Gotteslager (Gutslager)
eine großartige Niederlage für Kaufmannsgüter werdeu, die mehrere tausend
Häuser nmfaffen follte, von denen aber nur 200 zustande kamen. Damit
Wolfenbüttel eine große Handelsstadt werde, ließ Herzog Julius für die
Oker ein breiteres und tieferes Bett graben, so daß die Erzeugnisse der
Bergwerke (Eisen, Kupfer, Blei), sowie Holz und Steine vom Harze her ans
Kähnen uach Wolfenbüttel gebracht werden konnten. Seine Nachfolger
{Heinrich Julius und Friedrich Ulrich) ließen die stattliche Marienkirche mit
dem alteu fürstlichen Erbbegräbnisse erbauen. Im Jahre 162? wurde
Wolfenbüttel von Pappenheim erobert, indem derselbe die Oker zwischen
Leiferde und Gr. Stöckheim abdämmen und die Stadt unter Wasser
setzen ließ. Erst 1643 zogen die Kaiserlichen wieder ab. 1644 nahm Herzog
August d. I., der bis dahin in der Burg Dankwarderode zu Braunschweig ge-
wohnt hatte, seine Residenz im Schlosse zu Wolsenbüttel und gründete die
Anguststadt sowie die große Bibliothek, die jetzt 300 000 Bücher hat. (Lesfing
Bibliothekar 1770—1781.) Als Herzog Karl l. 1754 seine Residenz von Wolfen-
büttel nach Braunschweig verlegte, zogen auch 3000 Ew., die bei Hofe ihren
Lebensunterhalt verdient hatten, mit nach Braunschweig, sodaß Wolfenbüttel
eine stille, einsame Stadt wurde. Durch den Bau der Eisenbahnen nach
Braunschweig, Börßum, Jerxheim und Hoheweg hat sich der Verkehr
der Stadt wieder bedeutend gehoben, und Wolfenbüttel (16 000 Ew.) ist jetzt
die zweitgrößte Stadt unseres Landes. Da Wolsenbüttel wegen seiner späten
Entstehung nur eine kleine Feldmark hat (750 da), so wird daselbst nur wenig
Getreide gewonnen. Dagegen baut man viele Gartenfrüchte (Erbsen, Bohnen,
Kartoffeln, Gurkeu, Kohl, Erdbeeren ?c.), die besonders nach Brannschweig
und den Harzstädten gebracht und auf den Wochenmärkten verkauft werden.
Wolfenbüttel hat 3 Hauptthore. Das Harzthor führt am Bahnhofe vor-
bei nach dem Harze (Goslar); vom Augustthor führt die Chaussee über Gr.
Stöckheim, Leiferde und Rüningen nach Braunschweig (Wilhelmithor), und
vom Herzogthore geht die elektrische Straßenbahn über Anto i netten-
ruh, Ster nh aus, Kl. Stöckheim und Melverode ebendorthin (Augustthor).