1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die wichtigsten Straßen in Wolfenbüttel sind die lange und die breite
Herzogstraße, der große und der kleine Zimmerhof, die Harzstraße und die
Kanzleistraße; die wichtigsten Plätze sind der Schloßplatz mit dem Krieger-
denkmal, der Stadt-, der Korn- und der Holzmarkt (jetzt „Kaiserplatz").
Umgebung Wolfenbüttel ist mit prächtigen Promenaden um-
geben, die an Stelle der ehemaligen Festungswerke angelegt finb. Vor dem
Herzogthore lag ehemals das Dorf Lechede, nach welchem das benachbarte
Lechlumer Holz seinen Namen hat. Eine Stelle in diesem Holze heißt der
Galgenberg, weil hier im Mittelalter die Verbrecher hingerichtet und zahl-
reiche Hexen verbrannt sind. Das Gasthaus An t oinet tenruh am Süd-
rande des Lechlumer Holzes hat seinen Namen nach dem Lustschlosse Autoinetten-
ruh, welches Herzog Ludwig Rudolf 1733 für seine Tochter Antoinette Amalie
erbauen ließ, welches aber 1832 wieder abgebrochen wurde. Jetzt steht an
dieser Stelle die Samsonschule, eine jüdische Unterrichts- und Erziehungs-
anstatt. Zu Salzdahlum gründete Herzog Anton Ulrich i. I. 1688 ein
prächtiges Schloß, „das brannschweigische Versailles", in welchem der Krön-
prinz Friedrich von Preußen, der spätere König Friedrich der Große, 1733
mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig vermählt wurde.
König Jerome von Westfalen schenkte es der Stadt Braunschweig, weil sie
das dortige Residenzschloß aus ihre Kosten neu ausgestattet hatte. Diese
ließ es 1812 auf Abbruch verkaufen, sodaß es jetzt von der Erde ver-
schwunden ist. Auch die Salzquelle, von welcher der Ort den Namen hat,
wird nicht mehr benutzt. Bei Thiede hat man ein Bergwerk angelegt, in
welchem Kalisalze zum Düngen der Felder gewonnen werden. In den Gips-
und Steinbrüchen des Thieder Lindenberges hat man Knochen vom
Mammut, Nashorn, Renntier ?c, gefunden. Im Thieder Lindenberge
wohnten, wie die Sage erzählt, ehemals Zwerge, welche den Armen Speise
und Trank brachten und den Bauern der Umgegend bei Hochzeiten und
Kindtaufen Küchen- und Tafelgeschirr borgten, aber auch die neugeborenen
Kinder aus der Wiege stahlen. In dem benachbarten Dorfe Steterburg
staud früher eine Burg, deren Besatzung 938 einen Haufen Ungarn, der bis
hierher vorgedrungen war, besiegte. Später wurde die Burg in ein Nonnen-
kloster verwandelt, in welchem Nicolaus Decius zur Resormationszeit Propst
war. Derselbe ist bekannt als Dichter der Kirchenlieder: „O Lamm Gottes
unschuldig" und „Allein Gott in der Höh' sei Ehr". Jetzt ist das Kloster
zu einem Stift für unverheiratete adelige Damen eingerichtet. Bei dem
hannoverschen Dorfe Ohrum s. von Wolfenbüttel zwischen dein Oderwalde
und der Oker ließen sich 780 auf Befehl Kaiser Karls des Großen viele
heidnische Sachsen taufen. Eine sumpfige Stelle auf einer Wiese in der
Nähe des Dorfes heißt noch jetzt das „Vaddernloch". Auch findet man hier
zuweilen noch bleierne Kreuze, welche die Sachsen bei der Taufe erhielten,
später aber fortwarfen. Bei dem Dorfe Kiffenbrück erbaute Herzog