1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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und hält den gezogenen Degen in der Faust, als ob er seine Soldaten noch
einmal gegen die Feinde führen wollte.
5. Die Altewiek, welche den so. Teil der Stadt bildet, hat 2 Thore,
das Magnithor und das Augustthor (Ägidienthor). Die Magnikirche
wurde bereits i. I. 1031 vom Bischof von Halberstadt eingeweiht Sie ge-
hörte nämlich zum Bistum Halberstadt, weil sie auf dem rechten Ufer der
Oker liegt; dagegen gehörten die Kirchen auf dem linken Okerufer zum Bis-
tum Hudeshdut. Gleichwie die Oker die Bistümer Hildesheim und Halber-
stadt schied, so trennte sie auch den Darlingan (r.) vom Ostsalengan (l.) und
das Gebiet der Nordthüringer (r.), deren Ortsnamen meist auf „leben" Cd. h.
Erbe, Besitztum) endigen (z. B. Ampleben, Sambleben am Elm), von dem
der Sachsen (L). Die Türme der Magnikirche sind nur niedrig, da sie durch
Sturm und Blitzschlag, sowie bei Belagerungen wiederholt beschädigt sind.
Als Herzog Friedrich Ulrich die Stadt Brauuschweig 1615 belagerte, sollen
auf diese Türme allein 1000 Schüsse abgefeuert fein. Tie Ägidienkirche
wurde 1115 von der Gräfin Gertrud von Braunschweig, mit der das Grafen-
geschlecht der Brunonen 1117 ausstarb, gegründet, 1811 aber von der West-
sälischen Regierung in ein Heu- und Strohmagazin verwandelt. Jetzt dient
sie als „Ägidienhalle" zur Ausstellung von Gemälden. Blumen, Geflügel,
Naturaliensammlungen u. s. w., sowie zur Aufführung von Konzerten. Das
dazu gehörige Kloster der Benediktinermönche, welches bis vor wenigen
Jahren als Gesäuguis benutzt wurde, ist größtenteils niedergerissen, seitdem
ans dem Rennelberge (Turnierplatz!) vor dem Petrithore ein neues Ge-
fängnis erbaut ist. In der Ägidienkirche befand sich im Mittelalter der
Sarg des h. Autor, des Schutzheiligen der Stadt Braunschweig. Dieser
lebte ums Jahr 350 und war Bischof von Trier. Die Gräfin Gertrud
holte die Gebeine des h. Autor heimlich von Trier nach Braunschweig. Als
König Philipp von Hohenstaufen seinen Gegenkaiser Otto Iv. von Braun-
schweig bekriegte und im Jahre 1200 die Stadt Braunschweig belagerte, soll
der h. Autor Braunschweig beschützt haben, indem er mit einem seurigeu
Schwerte auf der Stadtmauer auf- und abgiug und die Feinde zurücktrieb.
Seitdem verehrte ihn die Stadt als ihren Schutzheiligen. Die Bürgerschaft
ließ für seine Gebeine einen silbernen Sarg anfertigen, der alljährlich in
feierlicher Prozession unter Begleitung des Rates, der Geistlichkeit und der
Bürgerschaft um die Stadt getragen wurde. An seinem Namenstage
(20. August) verehrte ihm die Bürgerschaft 5 Wachslichte, jedes 1 Ctr.
schwer, die auf den Hochaltar gestellt und beim Gottesdienste angezündet
wurden. Der zweite Patron der Kirche war der h. Ägidius(5 um 720 als
Abt eines Klosters bei Arles a. d. Rhonemündung), dessen Gebeine die
„gute" Gräfiu Gertrud gleichfalls nach Braunschweig geholt hatte. In
dem Eckhaufe am Ägidienmarkte (jetzt Hypothekenbank) hatte der
Dichter G. E. Lessing, welcher Bibliothekar in Wolfenbüttel war, bei dem
Weinhävdler Angott zwei Zimmer gemietet, welche er bewohnte, wenn er