1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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geschmückt, Heinrich d. L. hält in seiner rechten Hand das Modell des
Domes und in seiner linken das Schwert, während seine Gemahlin die
Hände zum Gebet gefaltet hat. Vor dem Altar befindet sich noch ein großes
Grab, welches mit einer Messingplatte bedeckt ist. In demselben sind die
Gebeine des Kaisers Otto Iv. von Braunschweig (f 1218) und seiner Gemahlin
Beatrix von Hohenstaufen (f 1212), sowie 11 anderer brannschweigischer
Fürsten und Fürstinnen beigesetzt. Das neue fürstliche Erbbegräbnis in der
Krypta unter dem hohen Chore, welches seit 1681 benutzt wird, enthält
49 Särge von Mitgliedern des brannschweigischen Fürstenhauses. Der letzte
Fürst, welcher hier beigesetzt wurde, ist Herzog Wilhelm (f 18. Okt. 1884
zu Sibyllenort bei Öls in Schlesien). Derselbe hat das Innere des Domes
wieder erneuern und mit Wandgemälden schmücken lassen. Zu seinem
50jährigen Regierungsjubiläum (25. April 1881) schenkte er der Kirche die
große Lichterkrone mit 72 Flammen, welche von der Decke des Mittelschiffes
herabhängt. Zu beiden Seiten der Thür außen an dem nördlichen Kreuzes-
arme sieht man mehrere Längsrillen in den Steinpfosten. Dieselben rühren
der Sage nach von dem treuen Löwen des Herzogs Heinrich her, welchen
dieser von seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem mitgebracht hatte. Als der
Herzog gestorben war, heulte und kratzte der Löwe so lange an der Thür,
bis man ihn in die Kirche ließ, wo er trauernd auf dem Grabe seines Herrn
verschied. Dann wurde er unter dem Löwendenkmale begraben.
Die Promenaden, welche die ganze Innenstadt umgeben, sind
an Stelle der ehemaligen Festungswälle angelegt. Sie haben im Grund-
riß die Form einer Ellipse von etwa einer Stunde Umfang und sind
mit Kastanien, Linden, Platanen und Ahornbäumen bepflanzt. Wir
beginnen unsere Promenadenwandernng am Staatsbahnhofe. Da, wo
jetzt der Staatsbahnhof steht, lag ehemals das vom Grafen Eckbert Ii.,
dem Bruder der „guten" Gräfin Gertrud, ums Jahr 1080 erbaute
C y r i a k u s st i f t mit einer stattlichen zweitürmigen Kirche und zahl-
reichen Gebäuden. Dieses Stift wurde 1545 von den Braunschweigern zer-
stört, damit Herzog Heinrich d. I. es nicht mit seinen Soldaten besetze und
von hier aus die Stadt belagere. Aus dem Bahnhofe herrscht ein reges Leben,
denn hier verkehren täglich etwa 200 Personen- und Güterzüge, und es
werden jährlich ca. 900000 Fahrkarten ausgegeben. (Bahnverbindung nach
Helmstedt, Wolfenbüttel, Hildesheim, Hannover und Gifhorn. Landes-
bahn vom Nordbahnhofe nach Seesen. Elektrische Straßenbahn vom
Friedrich-Wilhelmsplatze am Staatsbahnhofe nach allen Stadtthoren.) Auf
dem Siegesplatze ö. vom Bahnhofe erhebt sich das Siegesdenkmal zur
Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg 1870—1871. Auf einem Fuß-
gestell von rotem, schwedischem Granit steht die Germania, die in der rechten Hand
einen Lorbeerkranz hält, während die linke sich auf das Schwert stützt. Die Vorder-
seite des Fußgestells zeigt einen Husaren, einen Infanteristen und einen Artille-
risten in den alten brannschweigischen Uniformen. Auf der Rückseite erblickt