1899 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Bosse, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Das Werla (Wehrlager) ist eine niedrige Anhöhe zwischen Burgdorf und
Schladen, auf welcher ehemals die feste Burg Werla lag, iu denen die
sächsischen Kaiser oft und gern wohnten. Als sich König Heinrich I. 924 vor den
andringenden Ungarn hierher hinter die Sümpfe der Oker zurückgezogen hatte,
gelang es der Besatzung der Burg, bei einem Ausfalle einen ungarischen
Häuptling gefangen zu nehmen. Heinrich I. gab denselben nicht eher frei,
als bis ihm die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand gewährten. Jetzt
ist die alte Burgstätte in Ackerland verwandelt, und nur eiu mächtiger Fels-
block erinnert noch an die Stelle, wo die alte Kaiserpfalz gestanden hat.
Weiter w. liegt Salzgitter (Saline) am Fuße der Bärenköpfe. Wie die Sage
erzählt, wurde die dortige Salzquelle vou einem Schweine entdeckt, welches
sich in derselben gewälzt hatte und nachher mit einer weißen Salzkruste be-
deckt war. Bei Ringelheim wird unsere Bahnstrecke von der Linie Halber-
stadt-Hildesheim gekreuzt. Hinter Ringelheim überschreitet die Bahn die schmutzige
Innerste und erreicht bei Neuwallmodeu wieder brauuschweigisches Gebiet,
2. Thedel von Wallmoden. Bei Neuwallmodeu lag ehemals
eine Burg, nach der sich ein adliges Geschlecht von Wallmoden nannte. Zu
dieser Familie gehörte auch Thedel v. W., genannt Unvorferd, d. h. der Un-
erfchrockene, der zur Zeit Heinrichs d. L. lebte. Als er einst ans die Jagd ritt,
begegnete ihm, wie die Sage erzählt, eine Reiterschar, die von einem schwarzen
Ritter auf eiuem schwarzen Rosse angeführt wurde. Die Begleiter waren
Männer, die bereits längst verstorben waren. Einer von ihnen, der aus einer
schwarzen dreibeinigen Gais ritt, lud Thedel ein, sich hinter ihm ans das
Tier zu fetzeu und die Fahrt nach Jerusalem mitzumachen. Wenn er während
der ganzen Reise und anch während des Aufenthaltes in der Grabeskirche
in Jerusalem schweige, so werde der schwarze Anführer ihm seinen Rappen
schenken. Wenn er unterwegs aber frage oder antworte, so werde ihm der
Tensel den Hals umdrehen. Thedel machte die Fahrt mit, schwieg standhaft
und erhielt das schwarze Zauberroß geschenkt. Er mußte es mit glühenden
Kohlen und Dornreisern füttern und durfte niemand sagen, von wem er es er-
halten habe. Als Thedel später auf diesem Rosse alle seine Gegner im
Turniere am Hose Heinrichs d. £. zu Braunschweig überwand, überredeten
diese den Herzog, des Morgens ein Federchen in seinen Bart zu stecken und
den Ritter Thedel in die Finger zu beißen, wenn er es herausziehen wolle.
Dann werde man sehen, daß Thedel hestig erschrecke und den Namen „Unvor-
serd" nicht verdiene. Als aber Herzog Heinrich den Ritter beißen wollte,
gab dieser ihm eine Ohrfeige und jagte: „Hätten mich Euer Gnaden nicht ge-
bissen, so hätte ich Euer Gnaden nicht geschmissen." Herzog Heinrich schämte
sich seiner That und sagte: „Ich habe eines Narren Rat befolgt, darum habe
ich eines Narren Lohn empfangen." Thedel trat fpäter in den Orden der
Schwertritter in Livland und besiegte anch hier alle feine Feinde. Als ihn
nun der Ordensmeister einst sragte, woher er sein schwarzes Roß habe, mnßte ihm
Thedel „bei des Gehorsams Pflicht" erzählen, daß er es vom Teufel geschenkt