1914 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Hecke, Gustav, Bosse, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die Stadt Braunschweig und ihre Umgebung.
gebiet mit einer 5 m hohen, 1 m dicken Befestigungsmauer nebst Wall und
Außengraben umziehen, die im Anfang des 13. Jahrhunderts auch die Alte
Wiek mit umfaßten. Gegen das Ende dieses Jahrhunderts war der Raum
innerhalb der Mauern bereits so eng geworden, daß auch die im W. und
N. der Burg liegenden Gärten für den Häuserbau freigegeben wurden.
Dadurch entstand ein fünftes Weichbild: der Sack. Alle genannten Ort-
schaften waren anfangs durch Mauern voneinander getrennt; sie hatten auch
ihre gesonderte Verwaltung; ihre Magistrate wählten sie aus den Kreisen
der vornehmeren Bürger (Geschlechter, Patrizier), wogegen die Rechtsprechung
und die Heerführung Sache eines herzoglichen Vogtes war. Die gemeinsamen
Angelegenheiten der fünf Weichbilder wurden von dem „Küchenrate" verwaltet,
dessen Mitglieder in der ehemaligen Küche des Neustadtrathauses (an der
Küchenstraße), die zu einem Saale ausgebant war, ihre Beratungen abhielten.
Als Vermittlerin des Handelsverkehrs zwischen der Nordsee und dem deut-
schen Binnenlande wurde die Stadt Brannschweig wohlhabend und mächtig;
sie gehörte seit 1247 zur Hansa und war der Vorort der sächsischen Ab-
teilung dieses Städtebundes. Ihr Handel erstreckte sich nicht bloß nach allen
deutschen Städten des Bundes, sondern auch nach Belgien, England, Skan-
dinavien und Rußland. Nur die unaufhörlichen Fehden zwischen dem Rate
und den Gilden waren schuld daran, daß sie nicht zum Range einer freien
Reichsstadt gelangte. Um die Feldmark der Stadt zu schützen, legte der Rat
seit dem Ende des 14. Jahrhunderts rings um die Stadt „Landwehren" an,
d. s. Gräben und Wälle nebst festen Türmen an den Stellen, wo Landstraßen
sie durchschnitten (Rassturm, Rotenburg, Schöppenstedter Turm, Wendentnrm
u. a.). Als der hanseatische Handel verfiel, erhielt die Stadt für den ihr
dadurch entstehenden Verlust einen Ersatz: Heinrich d. Ä. verlieh ihr 1498
das Recht, Märkte abznhalten; aus diesen sind die berühmten Braunschweiger
Messen hervorgegangen. 1528 wurde in Braunschweig unter Mithilfe Bugen-
hagens Luthers Lehre eingeführt. Nachdem die Stadt sich jahrhundertelang
in schweren Kämpfen bemüht hatte, von den Landesfürsten unabhängig zu
werden, und durch deu Dreißigjährigen Krieg sehr geschwächt war, mußte sie
sich 1671 dem Herzoge Rudolf August völlig unterwerfen. Dies gereichte
ihr jedoch nicht zum Schaden. Die fürstliche Regierung führte eine bessere
Verwaltung ein und machte dem langen Streit zwischen den Patriziern und
den Gilden ein Ende; uni den Handel der Stadt zu fördern, erweiterte sie
die bisherigen 10 tägigen Märkte zu Messen. Der damals mitregierende, kunst-
sinnige Herzog Anton Ulrich gründete 1688 in Braunschweig ein Schauspiel-
haus. Karli. (1735—80) machte Brannschweig 1751 an Stelle Wolienbüttels
zur Residenz; ihm verdankte es manche Verschönerungen und Fortschritte (Neu-
bauten, Notbrunnen für Feuersgesahr, Pflasterung, Beleuchtung und Reinigung
der Straßen, Schulen wie das Collegium Carolinum und das Lehrerseminar).
In der Franzosenzeit war Brannschweig die Hauptstadt des Okerbezirks im König-
reich Westfalen, bis der Welsenherzog Friedrich Wilhelm wieder seinen Einzug