1914 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Hecke, Gustav, Bosse, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Die Stadt Braunschweig.
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reiche Schuhmacher, gleichwie im Hutfiltern die Hutmacher und in der Becken-
werkerstraße die Kupferschmiede nahe beisammen wohnten (vgl. noch Öl-
schlägern, Kannengießerstr.).
3. Die Altstadt bildet den sw. Teil der Innenstadt: sie hatte früher
vier Tore: s. das Bruchtor, sw. das Wilhelmitor, w. das Hohe Tor, nw. das
Petritor. Auf dem Kohlmarkte wurden vorinals Holzkohlen verkauft,
die man aus dem Harze bezog. An der Stelle des jetzigen „Leuenturms"
(vor 1430 „Ulrichstor") hielt der Rat bis ins 15. Jahrhundert zur Er-
innerung an das Wappen der Stadt einen lebendigen Löwen. Die Häuser
„Sonne", „Rose", „Mond", „Stern" tragen ihren Namen nach den Haus-
zeichen, die man ehedem statt der Hausnummern gebrauchte. Wo jetzt der
Brunnen zu sehen ist, stand bis 1544 die Ulrichskirche. — Am Bank-
platze fällt außer dem Gebäude der Braunschw.-Hann. Hypothekenbank das
stattliche Haus der Wittekopschen Schokoladenfabrik in die Augen; das Bild
am Portal zeigt, wie der Heil. Martin seinen Mantel mit einem Armen
teilt; andere Figuren sollen Frömmigkeit, Wahrheit und Tugenden versinn-
bildlichen. Seit 1595 befand sich in diesem Gebäude das Gymnasium
Martineum. Der Giebel der nahen Michaeliskirche ist mit dem Steinbilde
des Erzengels Michael, des Drachentöters (Offenb. Joh. 12,3 —17), geschmückt.
Das in jener Gegend befindliche Michaelistor wurde in späterer Zeit dem
Herzog August Wilhelm (f 1731) zu Ehren Wilhelmitor genannt. An der
Alten Knochenhauerstraße steht gegenüber dem mit Figuren verzierten Eck-
hause die jüdische Synagoge; in dem schönen Fachwerkhanse Steinstr. 3
wohnte und starb der berühmte Abt Jerusalem (1709—89).
Die quer durch die Altstadt ziehende Sonnenstraße (nach einem Bürger
des 14. Jahrhunderts Cort Sunne benannt) führt ö. nach dem Altstadt-
markt, der in der Mitte des Weichbildes lag. Ihm gereicht zunächst ein
7 na hoher gotischer Brunnen zur Zierde: aus dessen niedrigem Granitbecken
erheben sich vier übereinanderliegende Bleibecken, gekrönt von einem durch-
brochenen Türmchen mit Wetterfahne; bei festlichen Gelegenheiten erstrahlt
der Brunnen in künstlichem Lichte. Unwillkürlich aber wendet sich unser
Blick dem in der Nordwestecke des Platzes stehenden herrlichen Altstadt -
rat hause zu. (Abb. 16.) Der altehrwürdige Bau zeigt zwei rechtwinklig
zusammenstoßende, ganz überein aussehende Flügel; jeder besteht aus zwei
Geschossen mit vier Bogengängen, von denen die oberen das Auge durch
ihre reichverzierten hohen Lauben erfreuen. Bon den Strebepfeilern zwischen
den Wimpergen (gotischen Laubengiebeln) grüßen aus Nischen neun etwa
1v2 m hohe steinerne Standbilder herab: Darstellungen von vier deutschen
Königen aus dem Sachsenhause (von Heinrich I. bis auf Otto Iii.) nebst
ihren Gemahlinnen, sowie von vier Welfenfürsten (Heinrich d. L., Kaiser-
Otto Iv., Wilhelm d. Dicken, Otto d. Kinde) mit ihren Frauen, in der Mitte
von Kaiser Lothar. Der große Saal, in dem jetzt zuweilen öffentliche
Vorträge gehalten werden, hat eine reiche Deckenbemalung und an den Wän-