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1. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 86

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
86 Die Gegenden an der Leine. 3. Die vom Eichsfelde kommende Leine fließt in einem n. verlau- fenden Tale, ö. begleitet vom Göttinger Walde, an der Universitätsstadt Göttingen (35 000 E.) vorbei. Ihr Tal erweiternd, erhält sie von rechts die Rhume mit der Stadt Northeim (8500 E.) und von links die Jlme mit Einbeck (9500 E.), dem alten, durch sein Bier und seine Leinwand berühmten Orte. Nahe der Mündung der Jlme tritt die Leine ins Braun- schweigische. Zu einer weiteren Bucht sehen wir das Leinetal ausgedehnt an der Stelle, wo dem Flusse von O. die Flüßchen Aue und Gande zufließen. Die Gande entspringt am nw. Abhang des Hebers und fließt zunächst s., von Gandersheim ab w. und zuletzt nochmals s., um bei Kreiensen zu münden. Die Stadt Ganvevsheim (2800 E.) liegt anmutig in einem Tale, das fast allseitig von teilweise bewaldeten Bergen umhegt ist. Unter diesen treten im N. der Klusberg (237 m, benannt nach der Klause eines frommen Einsiedlers Walung) und der Osterberg (262 in, nach der altdeutschen Früh- lingsgöttin Ostara benannt), im S. der Äbtissinberg (277 m) und der Kühler (316 in) hervor. Schon der erste Sachsenherzog Ludolf, der in dieser Gegend begütert war und in der Nähe einen Burgsitz (Nord-Ludolfshausen) hatte, stiftete nebst seiner Gattin Oda 842 am Nw.-Fuß des Osterberges das Kloster Brunshausen, das erste Benediktiner-Nonnenkloster Norddeutschlands. Da dies Kloster jedoch bald nicht mehr ausreichte, so wurde schon 856 ein neues angelegt und zwar der Sage nach da, wo Ludolfs Hirten Lichter aus dem Boden hatten aufsteigen sehen. In dies „Ludolfsstift", das den heilig gesprochenen Päpsten Anastasius und Innozenz gewidmet war, wurden nur adelige Jungfrauen ausgenommen, und als Äbtissin wurde stets eine Reichs- fürstin gewählt, anfangs aus dem Geschlecht der Ludolfinger und der Sachsen- kaiser, später besonders aus dem welfischen Fürstenhause. Etwa hundert Jahre später gründete die Äbtissin Gerberg Ii. das sö. gelegene Marien- kloster. Um dieselbe Zeit (950) lebte die berühmteste Gandersheimer Nonne, Hroswitha, die erste bekannte deutsche Dichterin. Sie besang in lateinischer Sprache die Gründung Gandersheims sowie die Taten Kaiser Ottos I. und dichtete außerdem sechs lateinische Schauspiele. Ein viertes Kloster, Klus genannt, wurde 1124 von der Äbtissin Adelheid auf dem gleichnamigen Berge erbaut. — Um das Ludolfsstift fiedelten sich früh Ackerbauer, Hand- werker und Kaufleute an, und so entstand die Stadt Gandersheim, ebenso an ihrer W.-Ecke neben dem Marienklvster das „Neue Dorf". Die Aufgabe, das Stift zu schützen, lag zuerst den Ludolfinger Herzögen, dann den Winzen- burger Grafen, weiterhin (seit 1152) den welfischen Herzögen ob. Zu diesem Zweck hatte in Gandersheim ein herzoglicher Bogt seinen Sitz; im 15. Jahr- hundert wurde daselbst eine Burg, im 16. durch Heinrich den Jüngern das noch jetzt vorhandene Schloß angelegt (1530). Etwas früher (1501) hatte dessen Vater Heinrich der Ältere an der Südseite der Stadt ein fünftes Kloster, das der Barfüßer (Franziskaner), gegründet. Im Kreuzgange war ein Gemälde zu sehen, das einen „Totentanz" darstellte.
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