1914 -
Braunschweig [u.a.]
: Wollermann
- Autor: Hecke, Gustav, Bosse, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Frühgeschichtliches.
wohl aber die in unseren Museen anfgespeicherten Sammlungen und gewisse
uralte Grabmäler nebst dem, was die Geologie über die Entstehung und
Veränderung der Erdobersläche lehrt. Erst als die gewaltigen Gletschermassen,
die in der früheren Eiszeit die norddeutsche Ebene bedeckten, geschmolzen
waren und eine reiche Pflanzen- und Tierwelt sich ausgebreitet hatte, in der
Zeit des Diluviums, trat der Mensch in unserer Gegend auf, anfänglich als
wilder Jagdnomade lebend. Zeugnisse jener Urzeit des Menschen sind
namentlich Funde von Tieren und Feuersteingeräten, die man bei Thiede,
in der Baumanns- und Hermannshöhle des Harzes und anderswo gemacht
hat. Zahlreichere Spuren von menschlichem Dasein begegnen uns in der Zeit
des Alluviums; jetzt befindet sich der Mensch im sog. jüngern Steinzeit-
alter: weit besser als früher versteht er die Kunst, Steingeräte, zumal solche
aus Feuerstein, zu verfertigen. Besonders an der Schunter und der Wabe hat
man Tausende von Pfeil- und Lanzenspitzen, Äxten, Beilen, Messern, Kratzern,
Schabern und Pfriemen aufgefunden. Grabdenkmäler groß und klein, Kisten-
gräber und Hockergräber, die man entdeckt hat, lassen die Kraft und Kunst-
fertigkeit des damaligen Menschen nicht gering erscheinen. Man darf an-
nehmen, daß er nicht bloß Tiere erjagte, sondern auch schon Haustiere, wie
Hunde, Rinder, Renntiere, Pferde, Urochsen, züchtete und sich auf ein-
fachen Ackerban verstand. Weitere Massen von Fundgeräten, die man in
den Museen aufbewahrt, erkennt man als der Bronzezeit angehörig. Außer
Waffen und Geräten aus Erz wurden, ebenso verziert wie diese, zahlreiche Aschen-
urnen mit Überresten verbrannter Leichen ausgefunden, zuweilen ganze Friedhöfe
solcher, woraus man schließen darf, daß damals die Menschen schon seßhafter
geworden waren und dichter zusammenwohnten. Zuletzt kommt die Zeit der
eisernen Geräte, die Eisenzeit. Die Bewohner unserer Gegend sollen der-
gleichen erst auf dem Wege des Tauschhandels von den Kelten erhalten haben,
bis sie die Kunst lernten, sie selbst herzustellen. Zeugen der vorgeschichtlichen,
zum Teil aber auch der geschichtlichen Zeit sind endlich die Burgwälle, wie
man sie in den Lichtenbergen, am Oder, am Elm und sonst entdeckt hat.
Dagegen sind von dem Eindringen der Römer bei uns außer einer kleinen
Anzahl Münzen und dem berühmten Hildesheimer Silberfunde wenige Spuren
geblieben.
2. Frühgeschichtliches. Daß vor den Germanen etwa Kelten in
unserm Lande gelebt haben, ist nicht wahrscheinlich. Der erste Stamm, der
nach dem Zeugnis der Geschichte in den Harz- und Wesergegenden wohnte,
waren dieselben Cherusker, die unter ihrem Heerführer Armin i. I. 9
n. Ehr. die Röiner besiegten und dadurch Nordwestdeutschland auf Jahrhunderte
von Fremdherrschaft retteten. Die Cherusker selbst wurden später von einem
andern Germanenstamme, den südlich wohnenden Chatten, unterworfen. Im
übrigen werden uns die Angrivarier, Fosen und Langobarden als Stämme
genannt, die das Land zwischen Weser und Elbe bewohnten, von denen aber
die letzteren später nach Italien auswauderten. Die übrigen nahmen, nach-