1902 -
Berlin
: Schultze
- Autor: Schulze, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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gebirge aus. Die Ghats sind reich an Diamanten. Indien war
von jeher das „Land der Sehnsucht".
Der Fruchtbarkeit ensprechend ist die Bevölkerung eine sehr dichte
(durchschnittlich 75 Menschen auf 1 qkm). Indien ist nächst China
das volkreichste Land und von beinahe Vs der gesamten Menschheit
bewohnt.
Die Bevölkeruug Vorderindiens lebt hauptsächlich von dem durch
künstliche Bewässerung sehr geförderten Bodenbau, welcher Reis
(2 bis 4 Ernten jährlich), Weizen, Mais, Baumwolle, Thee, Kaffee,
Gewürze (Zimt, Pfeffer, Ingwer), Indigo und Mohn liefert. Die
Viehzucht tritt sehr zurück, da der Brahmaismus den Fleischgenuß
verbietet. Der Bergbau fördert besonders Steinkohlen, Graphit und
Diamanten. Die Industrie betreibt die Verfertigung von Baum-
wollen-, Kattun- und Seidenstoffen, Shawls und Teppichen. Indien
besitzt den größten Außenhandel von allen asiatischen Staaten. Die
Mehrzahl der Bewohner gehört der Brahmareligion an, der nächst*
größere Teil dem Mohammedanismus. Europäer und ein geringer
Bruchteil der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum.
Die Jndier verehren in Brahma das höchste Wesen, außerdem
eine Unzahl Nebengötter und beten zu ihnen in hohen, finsteren
Tempeln, Pagoden genannt. Als den Göttern wohlgefällig sehen
sie die Selbstpeinigung, ja sogar den Selbstmord an heiligen Stätten
an. Sie glauben an eine Fortdauer nach dem Tode, nebenbei auch
an eine Seelenwanderung durch den Leib von Tieren, daher töten
sie kein Tier und essen auch kein Fleisch. Die Priester oder Brahmanen
bilden den höchsten Stand; sie sondern sich, wie auch andere Stände
(Kasten genannt) streng von den niedrigen Ständen ab. Die heiligen
Schriften oder Bedas sind in einer besonderen Sprache, dem Sanskrit,
geschrieben.
Ganz Indien steht größtenteils unter britischer Herrschaft, teils
unmittelbar, teils in Form von Schutz- und Bundesstaaten. Der
König von England führt den Kaifertitel von Indien. Der Gou-
verneur (Vizekönig) residiert in Kalkutta. Die abgesetzten Fürsten
erhalten von der englischen Regierung Jahrgelder. Was die Verkehrs-
mittel anbetrifft, so erfreut sich Vorderindien eines hochentwickelten
Eisenbahn- (24827 km), Telegraphen- (52384 km) und Kanalnetzes.
1. Himalaja-Landschaften. Im Westen der Schutzstaat Kaschmir
mit gleichnamiger Hauptstadt, ein herrliches Gebirgsland. Seiden-
und Wollenwebereien, Shawls. Im Osten liegen die unabhängigen
Staaten Nepal und Bhutan.
2. Jndusgediet. Im Kabulthal: Peschawar (peschaur) 150,
Grenzhandelsplatz, eine wichtige Festung, da sie den Zugang von