1902 -
Berlin
: Schultze
- Autor: Schulze, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 257 —
Die Marl'änder.
Die Gebiete der Erde, welche die Pole umgeben, sind uns zum
großen Teil noch völlig unbekannt. Die Unwirtlichkeit der Natur
hat hier dem Vordringen des Menschen Halt geboten. Die Polar-
gebiete zerfallen in die um den Nordpol (arktische) und die um den
Südpol (antarktischen) lagernden Gebiete. Schon zu Ende des 15.
Jahrhunderts unternahmen die Holländer und Engländer Fahrten
nach dem Norden; sie suchten eine Durchfahrt längs der Nordküste
Amerikas und der Nordküste Asiens; im vorigen Jahrhundert war
das Streben auf die Erreichung des Nordpols gerichtet. Dem kühnen
Norweger Nansen ist es 1895 gelungen, sich dem Nordpol bis auf
421 km zu nähern, er kam bis 86° 14' Nordbreite. Weit un-
günstiger ist es mit unserer Kenntnis der Südpolarregion bestellt.
Seitdem hier Cook 1772—75 und Roß 1842 Vorstöße unternommen
haben, ruhen alle erheblichen Forschungen.
Die Nordpolarländer sind allseitig von Landmassen umgeben;
eine bestimmte Grenze giebt es für sie nicht. Im Norden Asiens
und Europas gehören dazu Wrangelland, die neusibirischen Inseln,
Nowaja Semlja, das Gebirge Spitzbergen und Franz Josefsland.
Die mittleren Monatstemperaturen des kältesten Monats liegen
zwischen 32—40° C-, die des wärmsten Monats zwischen 3—5° C.
Im Sommer sind die Ebenen vom Schnee entblößt, so daß eine
reichere Vegetation aufkommen kann, die Bisamtieren und Renntier-
Herden Nahrung liefert und dadurch auch den Polarvölkern wie
Lappen, Samojaden, Tungufen, Jakuden, Tschuktschen und Kantscha-
delen das Dasein ermöglicht.
Östlich davon erhebt sich aus dem nordatlantischen Ozean
Grönland, die größte Insel der Erde. Es ist ein fast ganz von
Eis überdecktes Hochland mit vielen, tiefeingeschnittenen Fjorden, in
die gewaltige Gletscher münden. Die Ostküste ist nur schwer zu-
gänglich; sie wird oft von Packeis versetzt, das eine kalte Meeres-
strömung in großen Mengen herbeiführt. Die Westküste an der
Davisstraße begleitet ein schmaler, bewohnbarer Küstenstrich, der im
Sommer sich mit grünem Rasen überzieht. Hier leben unter dänischer
Herrschaft etwa 10000 Eskimo und 300 Europäer. Die Hauptovte,
von denen nach Dänemark Thran, Walfisch- und Robbenspeck. Robben-
felle, Renntierhäute, Eiderdaunen 2c. verschickt werden, sind Uper-
nivik, Godthaab und Julianehaab.
Die Südpolarländer sind uns noch weit weniger bekannt. Man
hat bis jetzt nur einzelne, von gewaltigen Packeis-Massen umlagerte
Schulze, Geographie. 17