1908 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Itschner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Erscheinungen des inneren Zerfalls.
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ist nicht größer als der Main. — Die Maritzalinie trifft sich bei Nisch mit
einer anderen, von N nach S laufenden! Sch.: Sie wird durch zwei Fluß-
täler bezeichnet, das der Morawa zur Donau hin, das des vardar ins
Kgäische Meer. — Damit haben wir die wichtigsten Straßen vom west-
lichen Europa nach dem Osten gekennzeichnet. Beschreibe sie einmal ganz aus-
führlich! Sch.: Wenn man von Mannheim ausgeht, wird man über Stutt-
gart nach Ulm wandern, um die Donau entlang zu ziehen, unterhalb Belgrad
geht man dann das Morawatal hinauf, über Sofia und das Maritzatal nach
Konstantinopel. — Diesen weg benutzt auch der Grientexpretzzug, der von
Paris über Straßburg, Karlsruhe, Pforzheim fährt. Noch wichtiger ist aber
die Strecke Belgrad—saloniki, weil man von dort aus die kürzeste Verbindung
zum Suezkanal und damit nach Indien hat. Es gibt allerdings auch eine
andere, nämlich durch den Simplon! Sch.: von London über Paris, Simplon,
Brindisi nach dem Suezkanal, Indien und Australien. — Gib den Weg von
Berlin aus an! Sch.: Berlin—münchen —Verona—brindisi, oder Berlin —
Dresden—prag—wien—budapest — Belgrad—saloniki. — Die erstere Linie
ist bis zum Suezkanal 3745 Km, die letztere 3362 Km. Sch.: Die Linie
Berlin—saloniki—suezkanal ist somit beinahe 400 km kürzer als die Linie
Berlin—brindisi—suezkanal, d. i. 1v2 mal Mannheim—basel. Außerdem
mutz man nicht so lange mit dem Schiff fahren. — Huf dem Land spart man
19 Std. Eisenbahnfahrt. Und auch die Geschwindigkeit der Schiffe ist auf
der Strecke Saloniki —Suezkanal viel großer, weil das Inselmeer bedeutend
ruhiger ist als die offene See. — Wir haben aber noch eine alte Straße,
die jetzt durch deutsches Kapital eine Eisenbahn erhalten hat, die Strecke
Saloniki—monastir! Sch.: Wenn sie noch bis zur Kdria fortgesetzt wird,
so teilt sie die Halbinsel in 0xv-Nichtung. — Nehmen wir dazu noch die
aus Gdessa durchs Schwarze Meer kommende Schiffahrtslinie, so ergibt sich
eine verknotung von Straßen! Sch.: hier liegt Konstantinopel. — Und es
nähert sich Asien bis auf 1 km. Der Bosporus ist an dieser Stelle nur so
breit wie der Rhein bei Mainz. Durch das Zusammentreffen von Meer-
und Landengen erhält außerdem Konstantinopel eine Lage, die einzigartig
ist in der Welt. Dazu besitzt es einen Hafen, der alle Flotten der Welt
aufzunehmen imstande sei. Konstantinopel trotzte allen Zwischenfällen. Es
hat heute Vu Million Einwohner. Der gegenüberliegende Vorort pera
beherbergt 130 000 Europäer, die den Handel fast ganz in Händen haben.
Nicht genug kann der Reisende auch die Wunder der landschaftlichen
Lage Konstantinopels schildern. Im Innern hat Konstantinopel das Gepräge
einer mittelalterlichen Stadt. Da gibt es „Straßen ohne strenge Linien,
bergauf, bergab, teils mit Erkern und Gittern, nicht Mietskasernen, sondern
Familienhäuser, eine Bank vor der Tür, Kkazie oder Weinlaub an der
Wand, eine Laube auf dem Dach. Das Handwerk arbeitet in der Straße ...
Man sieht den Kupferschmied wie in den alten treuen deutschen Geschichten
seine Kessel und Näpfe vor allen Leuten hämmern, den Drechsler sieht man