1908 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Itschner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
266 Die Südosteuropäische (Balkan-) Halbinsel.
mit den Füßen drehen, der Bäcker zieht vor allem Volk sein warmes Brot
aus dem Ofen. Der Schneider flickt den Mann, der eben vorübergeht, der
Schuhmacher hämmert auf kleine helle Pantoffeln, die dann hinter Glas und
Rahmen für Griechinnen und Türkinnen zu haben sind." Was Uonstantinopel
für den Verkehr bedeutet, wird schon klar aus seinem Völkergemisch. Wir
finden Türken, Kraber, Griechen, Bulgaren, Armenier, Inder, Perser, Europäer
jeder Nationalität. Und nirgends stellen sich besondere verkehrsschwierig-
keiten hindernd in den Weg. Sogar die Pässe sind bequem, der Schipkapaß
über den Balkan steht mit 1300 m obenan. Dazu ist die Rüste buchten-
reich und hat gute Häfen, Wir sehen also, daß das Land wohl einen
größeren Handel bewältigen könnte! Sch.: Die Lage am Meer, die das
Hinterland erschließenden Flüsse, günstige Pässe, gute Häfen
entlang einer buchtenreichen Rüste, darunter die besten Häfen
der Welt, und der Weltverkehr nach Indien und Australien be-
günstigen den Handel, machen die Halbinsel zu einem Durch-
gangsland ersten Ranges.
b) Der Boden.
Auch der zweite Grund, ob vielleicht der Boden nichts erzeuge, trifft
nicht zu. Er ist in hohem Maße fruchtbar und bringt sehr gutes Getreide
in großen Mengen hervor, ist mit Oliven- und Maulbeerbäumen besetzt- der
Tabak wird ebenfalls sehr gut und nicht minder die Weintraube, die be-
sonders entstielt und getrocknet bei uns als Rosine verkauft wird, vor allem
zwei Sorten sind es: Rorinthen und Sultaninen, die einen nach der Stadt
Rorinth, die anderen nach dem Sultan benamst! Sch.: Die Sultaninen
sind sehr groß, so wie der Sultan im Volk. — Was sehen wir also weiter?
Sch.: Der Boden ist reich an Getreide, Tabak, Wein, Oliven und
Maulbeerbäumen, welche die Gewinnung von Gl und Seidenzucht
ermöglichen. Deshalb trifft auch den Boden keine Schuld, daß
der Handel so gering ist. Jetzt ist nur noch der letzte Grund möglich,
daß nämlich die Leute schuld sind, vielleicht sind sie faul, so wie die Lazzaroni.
o) Die Leute.
Wir wollen zunächst sehen, wie es dem Bauer in der Türkei geht!
Sobald die Ernte beginnt, kommt der Steuereinnehmer zu ihm. 5lber er
bringt keinen Steuerzettel mit, denn er will erst sehen, wieviel der Bauer
ernten wird. Da alles auf dem Felde bleiben muß, bis er kommt, so kann
er natürlich nur schätzen, wie groß die Ernte ist. Das ist nun gar nicht
so leicht! Sch.: Entweder schätzt er zu viel oder zu wenig. — Ein gewissen-
hafter Beamter wird die Sache sehr ernst nehmen und eingehend prüfen,
daß er nicht zu viel oder zu wenig schätzt. Sch.: Wenn er zu viel schätzt,
muß ja der Bauer zu viel Steuer bezahlen, und wenn er zu wenig schätzt,
so bekommt der Staat zu wenig Geld. — Der türkische Beamte nimmt aber