1916 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jentzsch, Walther, Rein, Wilhelm, Holdegel, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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bahn und die anschließende hedschasbahn selbst, durch die der langgestreckten
Türkei „mit einem Male das gegeben wurde, was ihr so lange fehlte: ein
Rückgrat, ein Schienenstrang von einem Ende zum andern und damit eine rasche
Verbindung zwischen ihren weit auseinanderliegenden Gebieten, die sich vom
persischen Golf und Bab el Mandeb am Roten Meer bis zum Goldenen Horn
erstrecken". Ihre gewaltige Bedeutung als Heeresstraße zeigte die Bagdad-
bahn bereits im türkisch-bulgarischen Kriege. Da ließen sich syrische und
mesopotamische Truppen so schnell herbeiziehen, daß bei Tschataldscha den
Bulgaren halt geboten und Konstantinopel gerettet werden konnte, von be-
sonderer Wichtigkeit ist noch, daß durch das arabisch-mesopotamische Eisenbahn-
netz ein für uns wie für die Türkei gleicherweise gefährlicher Plan des eng-
lischen Vizekönigs Lord Turzon durchkreuzt wurde. Er beabsichtigte, ein
englisches Dreieck am Indischen Ozean zwischen Kap der guten Hoffnung, Kairo
und Kalkutta zu schaffen und Arabien als Landbrücke zwischen dem afrikanischen
und asiatischen England zu benutzen. Die beiden Bahnen aber zerschneiden
dieses Dreieck, und die deutsch-türkische Verbindung Berlin—bagdad (Hamburg—
Basra) trägt den Sieg davon. Für diesmal — so hoffen wir — sind wir nicht
zu spät gekommen im Wettstreit mit England. Der deutsche Ingenieur hat
durch das kühne und gewaltige Unternehmen einen glänzenden Beweis seines
Könnens erbracht. Sein Werk bietet der Türkei die Möglichkeit zu äußerer
Festigkeit und innerer Geschlossenheit durch die Verbindung der verschieden-
artigsten Landschaften und Volksstämme. Es ergänzt somit die jahrzehntelange
unverdrossene und unermüdliche Arbeit an dem Neuaufbau des Osmanenreiches
durch den deutschen Generalstäbler, dessen bewährtes Organisationstalent, mit
der bewundernswerten Tapferkeit des türkischen'soldaten gepaart, die Schlag-
fertigkeit und Zuverlässigkeit des türkischen Heeres verbürgt. Als dritter im
Bunde wird der unternehmungslustige deutsche Kaufmann niemals ruhen, auf
dieser Handelsstraße im friedlichen Wettbewerb den neugewonnenen Abnehmern
Zeugnis abzulegen von der Leistungsfähigkeit deutscher Industrie, und von der
Zuverlässigkeit und Güte ihrer Erzeugnisse. Damit aber unsere osmanischen
Freunde angeregt, begeistert und befähigt werden, selbst mit Hand anzulegen
an das Werk des Neuaufbaus und der inneren Wiedergeburt ihres Vaterlandes,
muß auch der deutsche Schulmeister seinen wertvollen Beitrag liefern. Bisher
haben vornehmlich Franzosen, Italiener, Engländer und Amerikaner die Türkei
mit Schulen aller Stufen und Gattungen als Pflegestätten und Verbreitung?-
mittel abendländischer Kultur versehen. Darin sollten wir es ihnen mehr als
bisher nachtun- denn es hat sich erwiesen, daß nicht nur die fremde Sprache
vielfach angenommen wurde, sondern auch eine gewisse Vorliebe für die oft
recht wenig selbstlosen auswärtigen Wohltäter. Ein ebenso umfassender Ausbau
des deutschen Schulwesens in der Türkei ohne selbstische Nebenziele würde wie
die andern Zweige deutscher Arbeit im Orient seinen Lohn in sich selbst finden.
Was wir in freundschaftlichem Zusammengehen mit der Türkei bisher in
Vorderasien schufen, erweist sich schon jetzt als zweckdienlich und fruchtbringend
und berechtigt uns zu den schönsten Erwartungen für später. Und wenn einst
die künftigen Geschlechter in ihren Geschichtswerken über unser Jahrhundert
nachlesen, dann sollen sie erfahren, daß unser deutsches Volk nach der bangen