1916 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jentzsch, Walther, Rein, Wilhelm, Holdegel, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
u^xi. v^xi 144 v^a u^xi v^a c^r? v^ii u^a u^n
nicht mehr — nur in die Schusterei warf die Kaiserin noch einen Blick, fluch
an dem stattlichen Neubau für die armenischen Waisen mit seinen prächtigen,
luftigen Schlafsälen konnten wir unsere hohen Gäste nur vorüberführen.
Schneller, „Die Uaiserfahrt durchs heilige Land". (Gekürzt.)
11. Deutsche Altertumsforschung.
Im Cilwagen mit vier starken Maultieren, türkische, persische und „frän-
kische" Reisende miteinander, geht es über die staubige, trockene Fläche zwischen
Bagdad und hilleh. Die Türken sind ein Beamter und ein Steuerpächter, die
nach hilleh wollen, die Perser zwei Uaufleute aus Rescht am Naspischen Meer,
sie gehen nach Rerbela, um am Grabe Husseins zu beten, und ich selber, mit
einem deutschen gelehrten Landsmann, wir fahren nach Babylon. Das Land
ist öde, und gegen den Horizont sieht man nah und fern als einzig übrig-
gebliebene Zeugen der großen Vorzeit die spitzen oder flachen Tells (künstliche
Erdhügel) sich abheben. Rechts und links ist der Boden mit Ziegelbrocken und
Scherbenstücken überstreut, aber nirgends ist Leben, nirgends 5lnbau. Ein zer-
fallener Lhan und ein elendes Dorf mit der Station zum Wechseln der Zugtiere
war bisher alles, seit wir Bagdad verließen. Als wir bald vier Stunden
gefahren sind, nicht ganz die Hälfte des Weges nach Babylon, liegt vor uns
etwas wie ein grauer Wall, der weithin das Gelände durchzieht- wir kommen
näher, der Kutscher feuert die Maultiere an, daß sie in Galopp fallen, der
Wagen sgust die Böschung hinauf, auf der anderen Seite geht es steil hinein in
eine Senke, die aussieht wie ein vertrocknetes Flußbett- dann noch einmal
ebenso in die höhe und wieder jenseits hinab auf die Fortsetzung der staubigen
Straße. Das war der Nahar Malka, der babylonische Uönigskanal, im Alter-
tum eine der Hauptlebensadern des Landes. Cr kam oben bei Sippar aus
dem Euphrat und mündete in das tiefer gelegene Bett des Tigris, dort, wo
später die Sassaniden ihre Residenz Ktefiphort bauten.
Wieder vier Stunden weiter. Eine Gruppe breiter Ruinenhügel zeigt
sich schon von ferne, dahinter ein dunkler Streifen, die vattelpalmenwälder
am Ufer des Euphrat. Man muß viele solcher voppelwälle, nur kleiner als
die den Nahar Malkar begleitenden, auf dem Wege passieren. Jedes paar
bezeichnet den Lauf eines alten Uanalbettes aus der Zeit, wo Babylonien noch
reicher kultiviert war. Überall aber liegt jetzt derselbe hart getrocknete wüsten-
hafte Boden. Nur Wasser braucht auf ihn zu gelangen, und er ist imstande,
von neuem die Fruchtbarkeit zu entfalten, von der die Alten erzählen, wenn
sie Babylonien beschreiben. Immer massiger wachsen die Hügel im Näher-
kommen- sie sind, was von Babylon übriggeblieben ist. Jetzt sind wir im
einstigen Stadtgebiet von Babylon.
Tags darauf stand Dr. Coldewey, der Leiter der deutschen Expedition, mit
mir auf der höhe des Rafr, wo ein Schuttgebirge die Stelle des Schlosses
Nebukadnezars bezeichnet. Er wies mit der Hand auf die spitze Kegelsilhouette
eines Tells am südöstlichen Horizont und sagte zu mir: „Das ist Birs Nimrud,
die Ruine des Nebotempels von Borsippa. Bis dorthin soll Babylon nach
früheren französischen Forschungen gereicht haben, und bis zu der Bodenwelle
da vorn, wo Sie gestern hinübergefahren sind, als der Weg zu uns abbog,
hat es wirklich gereicht!"
Ich bin dem Doktor dankbar dafür, daß er sich die Mühe gegeben hat,