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1. Österreich-Ungarn, Balkan, Orient - S. 145

1916 - Leipzig : Klinkhardt
145 v^it v^a v^a v^a c^r? das hauptsächlichste davon, was die Grabung bis jetzt lehrt, mir zu erklären. Der Laie allein ist hilflos in diesem Schutt, fluch das unberührte Ruinenfeld von Babylon, so wie es viele Jahrhunderte dalag, bevor der deutsche Spaten dorthin kam, wird auf den gebildeten Besucher einen starken Eindruck ge- macht haben. Zwei Jahre sind jetzt vergangen, daß die Deutschen herkamen, davon anderthalb Jahre Grabungsarbeit, und es hat sich gezeigt, daß wir von Grund auf über Babylon umlernen müssen. Nicht die Einzelerkenntnisse sind das Entscheidende, was uns die bisherige Arbeit Coldeweys über Babylon gelehrt hat, sondern sie hat unsere Vorstellungen von der babylonischen Kultur und von der alten Geschichte Vorderasiens erst im ganzen geklärt. In jedem Ron- versationslexikon steht zu lesen, Babylon sei. nach den alten Schriftstellern so groß gewesen, daß die zwei oder drei größten Weltstädte unserer Zeit neben- einander auf dem Raum hätten gebaut werden können, den es einnahm, vor fünfzig Jahren war die erwähnte französische Expedition unter (Dppert hier, die als Ergebnis ihrer Studien die Übereinstimmung der Ruinen an Grt und Stelle mit den Angaben herodots mitteilte. Oer Umfang des kulturfähigen Landes in Babylon ist aber eine ungefähr bekannte Größe, und mit ihr stimmte nicht überein, daß die Hauptstadt gegen hundert Kilometer — drei Tagemärsche für ein Heer — an Umfang gehabt haben und daß sie von Mauern umschlossen gewesen sein soll, doppelt so hoch wie das Schiff des Kölner Domes. Dazu hätten solche Massen an Menschen, Arbeit und Mitteln gehört, daß sich die übrigen greifbaren Verhältnisse des Landes, mochte man sie noch so hoch anschlagen, nicht mehr damit vertrugen. Die deutsche Untersuchung hat nun gezeigt, daß Babylon nicht drei Tage im Umfang hatte, sondern etwa einen halben Tagemarsch, fünfzehn Kilometer oder etwas mehr. Das, was die Franzosen für die Reste einer Umwallung der Königsburg im Innern der Stadt gehalten hatten, ist in Wirklichkeit die Stadtmauer selbst! Auch so ist Babylon die größte, zusammenhängend bewohnte, befestigte Stadt des Altertums gewesen. Alle unsere Schulbücher enthielten die alte Überlieferung, und selbst von den Gelehrten wurde nicht viel eingewendet. Die babylonischen Alauern sind ein ebenso merkwürdiges Zeugnis für die Macht der Überlieferung, auch wo es sich um in Zahlen geschriebene Unmöglich- keiten handelt, wie die Heeresstärken in den Perserkriegen: Eine Generation nach der andern lernten es die Kinder, wievielmal der berühmte pferch für je zehntausend Mann sich füllte und leerte, bis Terxes endlich wußte, wieviel Krieger er habe. Da kommt ein deutscher Professor und verfällt auf den an sich einfachen Gedanken, nachzurechnen, wie lang der persische Heereszug hätte sein müssen, wenn wirklich soviel Krieger und ein so großer Troß da waren. Siehe da, es ergibt sich, daß, als die ersten an der Pforte Griechenlands an- gekommen waren, die letzten noch tief in Asien stecken mußten! So ging es auch mit Babylon. Der deutsche Doktor kam mit seinem Gerät, er sah sich das Gelände an, er trug die wirklich erhaltenen Hefte in seine Karte ein, er befragte die alten Quellen kritisch, und plötzlich stand Birs Uimrud, der Turm von Borsippa, den der Franzose (Dppert in eine Ecke der äußeren Umwallung seines Phantasie-Babylon hineingezeichnet hatte, stundenweit draußen vor der niedrigen Schuttlinie, die noch von der wirklichen Stadtbefestigung zeugt. Die Reste des geschichtlichen Babylon sind immer noch so groß, daß es zwanzig Jahre dauern und Millionen an Mitteln kosten wird, um so viel
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