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1. Rußland, Nord- u. Mittelamerika, Südamerika - S. 31

1917 - Leipzig : Klinkhardt
31 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der Sprecher zog tief den Hut und winkte den andern zu: „Unser gnädiger Herr und die gnädige Herrin und die jungen gnädigen Herren — daß sie leben hoch!" „hoch, hoch, hoch!" , Dieser Huf hatte mehr Kraft; er schmetterte so laut, daß das .,Niecn zyje Polska" 1), das plötzlich verstohlen von der hintersten Reihe her erklang, nicht das Ghr des Herrn erreichte. —' — Aus: „Das schlafende Heer" von Clara viebig. Verlag Egon Fleische! & To. Berlin 1908. 14. Lodz, der deutsche Vorort in Polen. In den nördlichsten Ausläufern der Karpathen, die sich bis in das herz Polens erstrecken, liegt Lodz, sozusagen auf der Wasserscheide zwischen Gder und Weichsel. Der Fremde macht sich vom sarmatischen Tiesland ein falsches Bild, wenn er darunter ein durchweg flaches Gebiet von Tischplattencharakter versteht. Der Raum zwischen Tschenstochau, Lodz und Sandomir stellt ein mit der Spitze nach Norden gekehrtes, über 200 m hohes gewelltes Dreieck dar, das südöstlich in der Lysa (Bora bis zu 612 m ansteigt. In früheren Zeiten war das Land wald- und sumpfreich, heute erscheint es ziemlich öde, da die Russen nach den verschiedenen polnischen Erhebungen die alten Forste ver- nichteten, um den Kufständischen die Zuflucht in die für Truppen schwer zu- gänglichen Wälder zu nehmen. Der Name „Lodz" deutet auf ein größeres Gewässer (Lodia) hin, über das hier eine Fähre führte. Gegenwärtig herrscht aber derartiger Wassermangel, daß die Textilindustrie zu kostspieligen Tief- bohrungen greifen muß, um das für sie unentbehrliche Naß zu erhalten. Wundersam ist es überhaupt, wie sich gerade an dieser Stelle einer der mächtigsten Industrieorte entwickeln konnte, für den doch so gut wie jede vor- bedingung fehlte, vor allem liegt Lodz abseits der Hauptverkehrswege,- die Warschau—wienerbahn, die älteste Linie von Bedeutung in Nussisch-Polen, führt viele Kilometer östlich von der zweiten Stadt des Weichselgouvernements vor- über. Erst der regen Unternehmungslust deutscher Fabrikanten gelang es, im Jahre 1866 durch Erbauung der Strecke Lodz—koluschki einen Anschluß an das Schienennetz Europas herzustellen,- im Jahre 1902 wurde die Warschau— Kalischer Lahn eröffnet, die die Stadt der deutschen Grenze näher gebracht hat. Ein Blick auf die Entwicklung von Lodz ist äußerst interessant und lehr- reich, für uns Deutsche geradezu erhebend, denn unseren Volksgenossen allein verdankt der Grt seinen Kufschwung, der nur in dem Werdegang Thikagos ein ähnliches Seitenstück findet. Jahrhundertelang war Lodz eine unansehnliche Ansiedelung, dann eines der vielen berüchtigten polnischen Kleinstädtchen ge- wesen,- als es 1793 bei der zweiten Teilung des Königreiches an Preußen fiel, zählte es 190 Einwohner. Nach dem Wiener Kongresse wurde es russisch. Die neue Negierung, der die erfolgreiche Tätigkeit deutscher Bürger und Arbeiter bekannt war, reihte am 18. September 1820 den Grt unter die Fabrikstädte ein und forderte Fabrikanten und Handwerker in Schlesien, Sachsen und Deutsch- böhmen auf, sich hier niederzulassen. Da die Bedingungen äußerst günstig waren — billiger Bodenzins, unentgeltliche Lieferung von Bauholz, mehrjährige Steuerfreiheit, kein Nulitärdienstzwang, verbot der Iudenzuwanderung — „(Es lebe Polen!"
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