1917 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jentzsch, Walther, Holdegel, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Penns Vater, ein Admiral in englischen Diensten, hatte seinem Zahne eine
auf 16 000 Pfund Sterling lautende Forderung an die Regierung hinterlassen.
William entschloß sich, an Stelle baren Geldes eine bedeutende Strecke Landes
anzunehmen, die in Nordamerika, westlich vom Delaware, lag. Zum Gedächtnis
an seinen Vater und im Hinblick auf den ungeheuren Waldreichtum des Landes
nannte William penn sein Besitztum pennsylvanien.
Der Verfolgungen seiner Glaubensgenossen gedenkend, beschloß er, dieses
Besitztum zu einem Zufluchtsort für alle zu machen, die in Europa wegen ihres
Glaubens bedrängt wurden. Nachdem er durch seinen berühmten Vertrag mit
den Indianern bei Schackamoxon pennsylvanien zu einer wirklichen Stätte des
Friedens gemacht hatte, veröffentlichte er eine in englischer, deutscher und
holländischer Sprache gedruckte Beschreibung von pennsylvanien. Diese Schrift
enthielt zugleich die Einladung an alle wegen ihrer religiösen Anschauungen
verfolgten, nach der jenseits des Ozeans errichteten Freistätte zu kommen. Die
Einladung wurde von den Inennoniten in Frankfurt, Krefeld und Krisheim
freudig ausgenommen, zumal die Bedingungen, unter welchen penn Grundstücke
zum Kauf anbot, äußerst günstig waren.
Beim Abschluß des Kaufvertrages bedienten die Frankfurter sich eines
jungen Rechtsgelehrten namens Franz Daniel pastorius.
Hm 2. April fuhr pastorius von Frankfurt den Rhein hinab, verweilte
kurze Zeit in Köln und begab sich dann nach Krefeld, wo er mit mehreren Mit-
gliedern der dortigen Ittennonitengemeinde Unterredungen hatte und von den-
selben erfuhr, daß sie gleichfalls bereit seien, nach pennsylvanien überzusiedeln,
pastorius versprach, für ihre Ankunft alles vorzubereiten und begab sich über
Rotterdam und London nach Gravesend, von wo er am 6.Iuni mit dem Schiff
„America" nach Philadelphia segelte. Als er dort am 20. August landete, be-
stand dieser „(Drt der Bruderliebe" erst aus wenigen notdürftig hergerichteten
Blockhütten.
Dem Beispiel der Bewohner dieser Ansiedlung folgend, erbaute pastorius
sich ein bescheidenes, für die erste Unterkunft genügendes Häuschen, dessen
Fensteröffnungen er, da Glas nicht zu haben war, mit ölgetränktem Papier
verklebte. Altem deutschen Brauch folgend, setzte er über die Haustür den von
ihm ersonnenen Spruch:
„Parva dornus sed amina bonis, procul este profani."
„Klein ist mein haus, doch Gute sieht es gern,
wer gottlos ist, der bleibe fern." —
Am 18.3unt befanden sich die Auswanderer in Rotterdam, gingen von dort
nach England und schifften sich am 24. Juli 1683 auf der ,,Toncord" in Graves-
end zur Überfahrt nach Amerika ein. Entlang der Küste Englands ging die
Fahrt äußerst langsam vonstatten, denn man behielt dieselbe drei Wochen lang
in Sicht. Räch weiteren 49 Tagen erblickten die Reisenden die Gestade der
Neuen Welt und betraten am 6. Oktober (dem 16. Oktober gegenwärtiger
Zeitrechnung) den Boden derselben.
von pastorius und penn freudig begrüßt, schritten die deutschen Pilger
nach kurzem Verweilen zur Auswahl eines geeignetes Platzes für die zu
gründende Niederlassung. Den Ort nannten sie Germantown, welches der
Teutschen-Statt bedeutete.
Zunächst hatten die deutschen Ansiedler einen schweren Kampf gegen die