1886 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel, Gustav
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4ü. Danzig.
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Verlobung hält der Vater der Braut eine Ansprache, worin geschäftsmäßig und
bedächtig alle Tugenden der Braut, sowie die Gegenstände (das Geld nicht
ausgeschlossen), die ihre Mitgift bilden, aufgezählt werden. An einem der
folgenden Tage macheu die Verlobten in dem stattlichen Wagen des Bräutigams
ihre Besuche bei Verwandten und Bekannten. Am Sonntag nach der Ver-
lobung findet das erste kirchliche Aufgebot und 3 bis 4 Wochen nach demselben
— und zwar wieder an einem Fleischtage — die Hochzeit statt. Auch eine
„Nachhochzeit" (am nächsten Sonntage nach der Hochzeit) darf nicht fehlen.
Ein beträchtlicher Teil des Bodens der Niederung wird, als Weide für
große Pserde- und sast zahllose Rinderherden benutzt. Aus diesem Grunde,
sowie wegen des Mangels an Städten sind die Werder viel geringer bevölkert,
als man bei ihrer natürlichen Fruchtbarkeit erwarten sollte. Letztere ist in
der That überaus groß. Man baut vorzugsweise Weizen, Raps und Gerste
und erntet in der Regel von einem preußischen Morgen (25,5 a) 30 Schessel
(16,5 hl) Getreide. Die Landschaft bekommt dnrch die zahlreichen kleinen
Kanäle, die nicht minder häufigen Wasserschöpfmühlen, welche das Wasser in
zweckmäßiger Weise ableiten und verteilen, fast ein holländisches Aussehen.
Die Unterhaltung der Deiche ist keine kleine Last sür die Werderaner. Wie
an der deutscheu Küste der Nordsee, so hat man auch hier die Einrichtung der
„Deichgräfe", der „Deichgeschworenen", und ist an die Befolgung der „Deich-
ordnnng" gleichfalls aufs strengste gebunden. Der Wachtdienst aus deu
Deichen ist besonders anstrengend, wenn zur Zeit des Eisganges auf Weichsel
und Nogat die Dämme schwer bedroht sind.
Nach Jaauet (N. a. Weltteil.).
40. Dan}ig.
Vor der Mündung der Weichsel bildet die Ostsee eine halbkreisförmige
Bucht, welche durch die Halbinsel Hela gegen Stürme geschützt ist und wenig-
stens im Westen den Schiffen eine sichere Reede bietet. In diese Bucht er-
gießt sich der westliche Weichselarm, welcher kurz vor seiner Mündung den
durch die Radaune verstärkten Fluß Mottlau aufnimmt. Wo nun die genann-
ten Wasserläufe zusammenkommen, liegt in einer landschaftlich sehr schönen
Gegend die alte Stadt Danzig. Der größte Teil der Wassermenge des Weichsel-
stroms geht aber schon 8 km oberhalb Danzig in das Meer. Hier erfolgte
1840 bei Neufähr ein Dünendnrchbrnch, welcher zur Folge hatte, daß der
12 km lange Weichselarm von Neufähr bis Neufahrwasser — die „tote Weichsel"
genannt — sich zu einem ruhigen, der Schiffahrt fehr günstigen Fahrwasser
gestaltete. Da bei Dauzig die Laudhöheu, welchen Radaune und Mottlau eut-
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