1886 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel, Gustav
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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D. In deutschen Bergen,
Bei Freiburg mündet das Dreisamthal in das Flachland des Rheins.
Es führt unter dem Namen „das Höllenthal", den es seinen wildromantischen
Felsbildnngen verdankt, bis zum höchsten Punkte des Schwarzwaldes. Auch der
geschichtlichen Erinnerung entbehrt dieses Gebirgsthal nicht. Von den österrei-
chischen Waffen bedrängt zog sich im Oktober 1796 der französische General
Moreau über den Schwarzwald durch das Hölleuthal nach dem Rheine zurück.
Die gleiche Quelle wie die Dreisam hat die von dem alemannischen Dichter
Hebel gefeierte Wiefe, „des Feldbergs liebliche Tochter", wie er sie nennt.
Während aber die bisher genannten Flußthäler nach Nordwesten gerichtet sind,
schließt sich das Wiesethal nach Südwesten zu gegen Basel und das Elsasz
hin auf.
Großartiger und wilder sind die Thäler der nach Süden oft stundenweit
brausend und tosend durch gewaltige schroffe Felsschluchten zum Rhein sich
bahnbrechenden Flüsse. Unter ihnen sind das Wehrathal mit der Hasler
Höhle und das Albthal mit dem ehemaligen Kloster St. Blasien, dessen inmitten
der duukelgrün bewaldeten Berge gelegenen Dom Goethe als einen der schönsten
deutschen Tempel pries, Glanzpunkte des Schwarzwaldes.
Alle diese Gewässer strömen unmittelbar dem Rheine zu. Dagegen bricht
das Enzthal und das Nagoldthal von Süden nach Norden zum Neckar
durch, der selbst seine Quelle unweit Villingen auf einer sumpfigen Hochebene
hat, die Jura und Schwarzwald zusammenknüpft. Auch diese Thäler sind nicht
ohne eigentümliche Schönheiten und geschichtlich denkwürdige Stätten. Da,
wo „durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt", liegt der Badeort
Wildbad, und an der Nagold von Pforzheim aus aufwärts wandernd trifft
man auf die Ruinen des Klosters Hirsau, das unmutige Bad Teiuach und
die großartige malerische Ruine der Burgseste Zavelstein, auf die sich Graf
Eberhard der Greiner flüchtete, als die Schlegelbrüder im Wildbad auf ihn
deu von Uhland besungenen Überfall machten. Endlich senken sich gegen Süd-
eisten zu die Thäler der Breg und Brigach hinab, die durch ihren Zu-
sammenflnß bei Donaueschingen die Donau bilden.
Alle diese Bäche und Flüsse haben aber nicht nur durch ihre landschaftlichen
Schönheiten Bedeutung für den Schwarzwald, sie leisten auch der Industrie
des Landes ausdauernde und sichere Dienste. Und der Gewerbfleiß des
Waldes ist weitberühmt. Das Holz ist der Schatz, den der Schwarzwälder
in aller Weise zu heben versteht; und zwar ist der Holzreichtum nicht bloß
sür den Waldbesitzer eine reiche Einnahmequelle, er gewährt auch den zahl-
reichen ärmeren Klassen durch das Fällen, die Verarbeitung und den Trans-
port reichen Verdienst und Unterhalt. Ein Teil des Ertrages liefert Brenn-
holz und wird den Städtern im Schwarzwald und im Rheiuthal verkauft; eiu
anderer Teil der Stämme wird aus den zahlreichen Sägemühlen zersägt und