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1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 135

1887 - Breslau : Hirt
25. Aus Serbien. 135 .aber dem Lande durchaus nicht zum Vorteil, daß hier der Boden außerordent- lich zerstückelt ist, sodaß es hier keiue Großgrundbesitzer giebt. Ist der serbische Bauer und Hirte auch von recht stattlicher Figur, so besitzt er doch auffallend wenig körperliche Kräfte. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Melonen, Zwiebeln, Kukuruz (Mais) und etwas Brot; nahrhaftere Speisen genießt er nur bei besonderen Gelegenheiten, bei einer „Slawa" (Kirchweih) oder einem „Tabor" (Volksversammlung). Das Laüb ist gering bevölkert. Die Dörfer verbreiten sich über weit ausgedehnte Flächen, weil die einzelnen Gehöfte immer weit auseinander liegen. Die Häuser, meist quadratsörmig gebaut, sind zwischen Büschen und Bäumen versteckt. Die Wände sind meist aus Lehm und Stroh gebaut; das Dach ist -oft mit Schindeln, in der Regel aber mit Schilf und Stroh gedeckt. Das Getreide wird nach alter Weise durch Ochsen und Pferde gedroschen. Bei jeder Ortschaft finden sich sehr ausgedehnte Obstplantagen, namentlich Zwetschen- Pflanzungen. Der Wald wird als Gemeingut betrachtet und ist den größten Verwüstungen ausgesetzt. Das Holz hat fast keinen Wert; überall liegen große Stämme am Boden, um hier zu verfaulen. In dem Walde läßt der Serbe seine Schweine, Schafe und Ziegen weiden, von denen die letzteren für die Baum- bestände außerordentlich schädlich werden, indem sie das Unterholz und den Nach- wuchs vernichten. Von Schweinen, welche man hauptsächlich durch Eichel- mast fett macht, wimmelt es im Lande. Und doch ist ihr Schinken wenig gut, weil die Tiere zu zeitig geschlachtet werden. Das fette Fleisch, welches man in Serbien vorwiegend genießt, sowie die außerordentlich fett angerichteten Speisen widerstehen dem Westeuropäer. Außer guten Landstraßen hat Serbien jetzt auch eine durch das Morawa- thal nach Süden (Nisch) lausende Eisenbahn, welche weiter fortgeführt werden soll, bis die von Saloniki im Wardarthale aufwärts gehende Bahnlinie erreicht ist. Durch Serbien führt also die wichtige Verkehrslinie, welche Deutschland und Österreich mit Saloniki und dem ägäischen Meere in unmittelbare Ver- hinduug setzen wird. Ein Deutscher darf es, auch ohne des Serbischen mächtig zu sein, wagen, dem Lande mit seinen slawischen Bewohnern einen Besuch abzustatten; denn wie südlich vom Balkan die italienische Sprache vorwiegt, so ist hier die eigentliche Kultursprache die deutsche, die auch von dem minder Gebildeten verstanden und gesprochen wird, ein Deutsch mit österreichischer Färbung. Belgrad, die größte Stadt des Landes, liegt außerordentlich günstig an der mächtigen Donau und der reinlichen Save. Konnte es früher als der am weitesten nach Norden vorgeschobene Vorposten des Türkentums gelten, so hat sich das jetzt geändert. Orientalisches Wesen trifft man heute in Belgrad nicht mehr. Die alten Türkenhäuser mit ihren lauschigen Gittern, ihren kühlen
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