1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
27. Paris.
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I). 3n Frankreich.
27. Paris.
Paris ist eine vielgepriesene, aber auch vielgeschmähte Stadt. Während es
von der einen Seite zum „Haupt und Hirn der Menschheit" erhoben wird,
ist mau auf der anderen Seite der Meinung, daß es eine Stätte aller Laster,
ein modernes Babel sei. Wer die Seinestadt mit ihren herrlichen monumen-
talen Bauten gesehen, wer von ihren großartigen Bestrebungen und Erfolgen
aus allen Gebieten des Wissens und Könnens genauere Einsicht genommen hat,
mag vielleicht der ersteren Ansicht sein. Wer aber auch die abgelegenen und
versteckten Quartiere aufsuchte und Gelegenheit hatte, mit den Lebensverhält-
nissen der untersten Schichten bekannt zu werden, hält wohl das zweite Urteil
für richtiger.
Eine Mauer vou l'o m Höhe und fast 4 m Dicke umschließt als ge-
waltiges Bollwerk die Seiuestadt. Im weiteren Umkreise wird die Stadt von
16 Forts umgeben. Aber uoch einen dritten Ring um dieselbe bilden 17 Forts,
welche auf den das Seinethal beherrschenden Höhen errichtet sind. Durch deu
Fluß wird Paris in einen größeren, schöneren und belebteren nördlichen und
einen minder prächtigen südlichen Teil zerlegt. 28 Brücken stellen die Verbindung
beider User her. Im Strome liegen zwei Inseln. Auf der größeren derselben
nahm die Seinestadt zur Zeit der Parifier (eines keltischen Volksstammes) ihren
Ansang, und noch heute wird die Cits (Altstadt) auf den Inseln von der eigent-
liehen Stadt (la Ville) unterschieden. Letztere reicht bis zu deu inneren oder alten
Boulevards, prächtigen, breiten, mit Bäumen bestandenen Straßen. Jenseit der
Boulevards liegeu die Faubourgs oder Vorstädte.
Bei dem Louvre beginnen wir. unsere Wanderung durch die Stadt.
Mehrere Jahrhunderte hindurch hat es als Köuigsschloß gedieut;. heute ist es
die Residenz der schönen Künste, das erste und großartigste Mufeum Frankreichs.
Mit genauer Not rettete man das fchöne Gebäude vor der Zerstörung durch
jene wilde Menge (Commune), die im Frühjahr 1871 eine Schreckensherrschaft
ausübte. Unersetzliche Verluste hätten nicht bloß Paris, sondern die gebildete
Welt betroffen, wenn das Louvre in Flammen aufgegangen wäre. Altertümer-
aller Zeiten, Bildwerke und Gemälde der berühmtesten Meister find in diesen
Räumen untergebracht. Der „Borghesische Fechter" und die „Venus von
Milo" find der Stolz der Skulpturensammlung. Unter den Gemälden finden
sich die berühmtesten Originale von Mnrillo, Rafael, Paul Verouefe ?e. Eiu