Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 190

1887 - Breslau : Hirt
190 E. In der Schweiz. Wucht und dröhnendem Gepolter donnert der Hauptstrom in die Tiefe. Auf seinem Wege reißt er Steine und Gebüsch mit sich fort und bricht iu der Holzregion krachend in den Wald. Unendliche Staubwolken verhüllen den Gang des Stromes, der zu rauchen scheint. Die Felsen erbeben in ihren Grund- festen, die Bäume krachen, der Donner rollt au deu himmelhohen Zinnen in unzähligen Echos lange, bange Minuten hin. Daun ein erschütternder Schlag — und plötzliche Stille. Die wilde Tochter der Hochalpen hat nach schauerlichem Tanze iu der Thalmulde ihr Ziel gefunden und ruht nun friedlich und be- Wegungslos von ihrem siegreichen Donnergange aus. Die Wirkung einer solchen Staublawine ist eiue doppelte. Eiuerseits hüllt der niederstürzende Schneeocean in sekundenkurzer Zeit Gegeudeu, Häuser, Menschen und Vieh so vollständig ein, daß dieselben in vielen Fällen tief vergraben liegen und nur eiligste Hilse Rettung ermöglicht; andererseits aber ist der durch den raschen Sturz veraulaßte Druck der Luft fo gewaltig, daß, wie bei Explosionen von Pulvertürmeu, lediglich durch ihn riesige Bäume aus dem Boden gerissen oder geknickt, große Felsblöcke, Häuser, Menschen und Tiere, welche die Lawine uicht einmal erreicht, zur Seite geschobeu, empor- geschnellt und wie Flaumfederchen durch die Luft geschleudert werde». Die denkwürdigsten Unglücksfälle in den Alpen sind durch den Ausbruch solcher Staublawinen entstanden. In? Jahre 1719 zerstörte eine solche das Dors Leuk iu Wallis bis auf wenige Hütten und schüttete eine solche unerhörte Schneelast aus die Häuser, daß nur ein geringer Teil der in ihren Wohnungen lebendig Begrabenen sich wieder ans Tageslicht emporarbeiten konnte. Im darauffolgenden Jahre zerstörte eine von der Grimfel herabstürzende Lawine ein Walliser Pfarrdorf dermaßen, daß 88 Menschen miteinander in ein großes Grab gelegt wurden. 120 Häuser wurden dabei zertrümmert, und 100 Stück Bieh kamen ums Leben. Das bedeutendste Staublawiueuunglück aus neuerer Zeit ist jenes, welches 1827 das Dorf Biel in Wallis ereilte und 40 Menschen als Opfer verschlang. Indessen sind auch außerordentlich viele Beispiele von wunderbaren Rettungen bekannt. So z. B. wurde im Jahre 1836 in einem Graubündeuer Thale ein Haus, iu welchem zwöls spielende Kinder ver- sammelt waren, von einer Lawine ergriffen, fortgeschoben und gänzlich mit feinem Schnee zugedeckt. Die Eltern der Kleinen eilten schreckerfüllt mit Schaufeln und Spaten jener Gegend zu, iu welcher sie das Haus verschüttet glaubten; aber noch ehe sie beginnen konnten ernstlich zu arbeiten, kamen die Kinder, eines nach dem andern, wohlbehalten aus dem Schnee hervorgekrochen. Noch drolliger ist jener Vorfall aus der Zeit Maximilians I. Damals waren 400 kaiserliche Landsknechte von einer Staublawine verschlungen und über eine Anhöhe hinabgeworfen worden. Aber, o Wunder! Bald lebte die ganze Schnee- masse wie ein Ameisenhaufen, und unter dem Gelächter ihrer unberührt ge-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer