1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
194
E. In der Schweiz.
Sturzschlägeu den in den Galerien Weilenden nichts anhaben können und
donnernd über dieselben hinweg in die Tiefe stürzen.
Alle diese Vorsichtsmaßregeln dienen aber nur dazu, die schon entstandenen
Lawinen aufzuhalten, zu teilen, ihre zerstörende Wirkung zu schwächen; neuer-
dings sucht man aber anch das Entstehen der Lawine zu verhindern. Zn
diesem Zwecke bringt man in dem Lawinenzuge zahlreiche Psähle und kleine
Mauern an, sodaß der Schnee daran Widerstand findet und bei eintretender
Wärme nicht ins Rutschen kommt. Man beginnt mit dieser Arbeit am oberen
Ende des Lawinenzuges und setzt sie nach dem Thale zu fort. Alsdann kann
man den unteren Teil des Abhanges auch wieder aufforsten. Im Nnterengadin
hat man dieses Verfahren zuerst angewendet, und jetzt sind auf diese Weise
40 bis 50 gefährliche Lawinenzüge verbant. Allein diese bilden doch nur einen
sehr kleinen Bruchteil, und das ist gut; denn trotz ihrer verheerenden Wildheit
müssen die Lawinen doch im großen und ganzen als wohlthätige Natur-
erscheinungen anerkannt werden. Sie befreien nämlich große Strecken Alpen-
Weidelandes binnen kurzem von unberechenbaren Schneelasten, die durch die
Sonnen- und Luftwärme erst spät im Hochsommer zum Schmelzen gebracht
würden. Ausgedehnte Gehänge würden ohne Pflanzenwuchs bleiben, die
Schneelinie würde sinken und das Klima viel rauher werden, wenn nicht die
Lawinen dem Berge deu winterlichen Mantel abschüttelten.
Nach Berlepsch.
38. Das Walliser Land.
Das Wallis ist ein Land, wo die schroffsten Gegensätze sich unvermittelter
als irgendwo berühren. Hier stndet man die höchsten Gebirgsriesen des
Schweizerlandes und gleichzeitig das größte Thal desselben, die unendlichen
Eisgebiete der ausgedehntesten Gletscher und daneben die schmeichelnden Lüfte
und die üppige Pflanzenwelt Italiens, die wunderbarsten Gebirgspässe und
Völkerstraßen, von uralten Kulturstätten ausgehend, und wüste, aller Menschen- >
kultur fernliegende Gebiete, die kaum je eiues Wanderers Fuß betrat. So er- !
scheiut das Wallis als eiu rechtes Land der Wunder. Hier thronen die maje- j
statischen Gipfel des Monte Rosa und der Mischabelhöruer, die selbst
Finsteraarhorn und Jungfrau in den Schatten stellen, hier das Weißhorn, j
das Matterhorn, die Dent Blanche, die Zwillinge, das Breithorn u. a., j
die 4000 in noch übersteigen. Zwischen diesen Bergen liegen die größten
Gletscher der Alpen, der Gorner- und der 20 km lange Aletschgletscher, -
denen sich weit über 100 andere anschließen. Fels, Schnee und Gletschereis j
sind die Hauptbestandteile, die beim Aufbaue des Walliser Landes verwendet